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Besuch im Haus der römischen Kaiserin Livia
Aus Kultur-Aktualität vom 09.08.2024. Bild: SRF / Thomas Migge
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Domus der Livia in Rom Wie wohnte Roms erste Kaiserin?

Daheim bei Frau Kaiser: Von übertriebenem Prunk keine Spur. Das Wohnhaus von Livia Drusilla, der Gattin von Kaiser Augustus kann jetzt besichtigt werden. Ein Rundgang.

Wie echt anmutende Landschaftsdarstellungen, perspektivisch verblüffend wirkende Bilder von Gebäuden, Blumen und Bäumen, Girlanden und mythologische Figuren: Fast alle Wände in der Domus der Livia sind reich bemalt. Bis unter die hohen Bogendecken.

Salve bei Frau Kaiserin, in der «Domus Liviae», der Residenz von Livia Drusilla auf dem römischen Kaiserhügel Palatino. Ihr Mann Gaius Octavius, der spätere Kaiser Augustus, wohnte gleich nebenan in der Domus Augusti.

Luxus ja, Prunk nein

Livia Drusilla lebte von 59 vor bis 28 nach Christus. Die Tochter aus reichem Patriziergeschlecht wurde an der Seite ihres Mannes zur mächtigsten Frau ihrer Zeit und zu einer der berühmt-berüchtigten Matronen der gesamten römischen Geschichte. 

Römische Marmorbüste einer Frau.
Legende: Marmorbüste der Livia Drusilla, der dritten Ehefrau des römischen Kaisers Augustus, im französischen Musée Saint-Raymond. Wikimedia Commons / Daniel Martin

Mit ihrem Mann, mit dem sie stolze 52 Jahre verheiratet war, verband sie mehr als nur eine Ehe. Keine Spur von einer schüchternen Gattin im Schatten ihres mächtigen Mannes.

Livia war von Hause aus reich und kultiviert. Als Kaiserin kreierte sie einen Wohnstil, der zur Mode wurde. Luxus: ja, übertriebener Prunk: nein. Das wird an der jetzt zu besichtigenden «Domus Liviae» deutlich. Es ist kein riesiger Palast. Eher eine Patriziervilla, mit Atrium natürlich, dem ummauerten Garten zum privaten Abhängen.

Zusammen mit ihrem Mann präsentierte sie sich als vorbildliches Ehepaar. Sie gab sich als exemplarische Mutter mit makellosem Lebenswandel. Keine Spur von dekadenten Ausschweifungen und üppigen Festen – für die es in der Domus Liviae, wie Besucher bei einem Rundgang feststellen können, auch nicht genügend Platz gab. 

Früher gelobt, heute verschmäht

Livia Drusilla war eine umstrittene Frau. Einerseits finanzierte sie aus ihren privaten Mitteln zahlreiche Bauten und restaurierte Tempel. Vor allem solche weiblicher Gottheiten, die die klassische und devote Mutterrolle verkörperten. Imagepflege war angesagt, und die scheint funktioniert zu haben, denn antike Autoren lobten die Kaiserin in den höchsten Tönen.

Doch moderne Historiker verweisen dagegen auf die düsteren Seiten der Livia Drusilla: Korruption und Giftmorde hätte es gegeben - sie sei von Ehrgeiz zerfressen gewesen. Dieses Negativbild wurde vor allem durch die fiktive Augustus-Autobiographie des Schriftstellers Robert Graves nachhaltig beeinflusst. Fakt ist, dass Livia Drusilla eine für ihre Zeit enorm einflussreiche und unabhängig agierende Frau war.

Mit testamentarischen Tricks zur Herrschaft

Livia Drusilla wohnte auch nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 14 n. Chr. in ihrer Domus. Von dort aus setzte sie die Vergöttlichung ihres Gatten Augustus durch und wurde, einmalig zu ihrer Zeit, zur Priesterin des neuen Gottes. Gleichzeitig und ebenso ungewöhnlich: Sie wurde zur Adoptivtochter ihres verstorbenen Mannes.

Ein testamentarischer Trick, um sie offiziell zu einer Patrizierin der Familie ihres Mannes, der Julier, zu machen. Kaiser Claudius erklärte 42 nach Christus seine Grossmutter zur Göttin. Als Diva Augusta wurden sie fortan geehrt. Bei Prozessionen zog ein von Elefanten gezogener Wagen ein Abbild Livias durch Rom.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 9.8.2024, 17:06 Uhr.

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