Australien gehört zu den Ländern mit den strengsten Restriktionen gegen das Rauchen. Werbung ist seit Jahren verboten – und zwar komplett. Das heisst, man sieht dort weder Plakate noch Inserate für Tabakprodukte. «Absolut nirgendwo», bestätigt SRF-Korrespondent Urs Wälterlin. «Nicht auf der Strasse, nicht im Fernsehen, nicht in Druckmedien oder über das Sponsoring von Anlässen», erklärt er. «Und in den Läden sind Zigaretten hinter Rollläden versteckt.»
Die Preiserhöhung hat gewirkt
Das sei das Resultat eines zwei Jahrzehnte dauernden Prozesses gewesen. Doch Australien hat noch ein zweites, sehr wesentliches Standbein im Kampf gegen den Tabakkonsum. Neben den Werbeverboten ist das der Preis, weiss Wälterlin: «Man zahlt hier heute pro Päckli à 25 Zigaretten etwa 35 Franken. Vor zehn Jahren waren es noch 18 Franken. In weiteren zehn Jahren dürften es 70 Franken sein.»
Es gibt Eltern, die Zigaretten kaufen und dafür ihre Kinder hungern lassen.
Es gebe zwar verschiedene Untersuchungen, die zeigten, was das Werbeverbot gebracht hat – also ob tatsächlich weniger Jugendliche mit dem Rauchen begonnen haben. Dies allerdings mit unterschiedlicher Deutlichkeit. Wobei man sich wirklich nichts vormachen müsse, sagt Wälterlin: «Ein entscheidender Punkt auf dem Weg zur Raucherentwöhnung einer Gesellschaft ist der Preis.» 35 Franken pro Päckchen seien ein guter Grund, um mit dem Rauchen aufzuhören.
Etwas zum Essen oder Zigaretten kaufen?
«Heute ist Rauchen in Australien zunehmend eine Sucht der wirtschaftlich unterprivilegierten, sozial benachteiligten Klassen», fährt der Korrespondent fort. Das klinge jetzt vielleicht widersprüchlich. «Aber leider ist es so, dass sich gewisse Leute lieber Essen vom Mund absparen, als auf diesen Genuss zu verzichten.» Das habe manchmal auch traurige Nebenwirkungen: «Es gibt immer wieder Beispiele von Eltern, die Zigaretten kaufen und dafür ihre Kinder hungern lassen.»
Es ist in Australien also weniger das Werbeverbot, das die Leute vom Rauchen abhält, als die anderen Restriktionen. «Es ist sehr schwer, in Australien überhaupt noch rauchen zu können, denn in öffentlichen Gebäuden ist es komplett verboten», erklärt der Journalist. Auch in privaten Häusern sei es undenkbar, sich eine Zigarette anzuzünden.
Die Tabakbranche habe sich inzwischen praktisch aus Australien ganz verabschiedet, so Wälterlin, «denn es gibt hier doch kaum noch etwas zu holen». Sie hatte sich jahrelang mit Händen und Füssen gegen härtere Nichtrauchergesetze gewehrt, zog vor Gericht. «Aber das war nutzlos, die Klagen blitzten auf allen Ebenen ab.». Die Industrie gab schliesslich auf und begann, sich auf Länder zu fokussieren, in denen das Rauchen noch toleriert wird. Zu diesen gehört beispielsweise in Indonesien.
«Die Angst, Australien könne damit eine Signalwirkung auf andere Länder haben, ist aber längst Realität geworden», erklärt der Journalist. So gibt es in vielen Ländern inzwischen ähnliche Gesetze – allen voran in Neuseeland. «Die Regierung will dort allen, die im Jahr 2027 14 Jahre alt sind oder jünger, verbieten, jemals im Leben Zigaretten zu kaufen.»