Der Schweizerische Verein für Such- und Rettungshunde Redog des Roten Kreuzes kommt zum Einsatz, wenn durch Erdbeben oder Überschwemmungen Menschen verschüttet wurden. Um die Ausbildung und Ausrüstung zu finanzieren, ist Redog auf Spenden angewiesen – und die kommen auch von Japan Tobacco International (JTI), die seit elf Jahren regelmässig spendet.
Mit dem Entscheid des Schweizerischen Roten Kreuzes SRK, in Zukunft kein Geld mehr von Tabakfirmen anzunehmen, fallen bei Redog jährlich 110'000 Franken weg, etwa ein Siebtel des Jahresbudgets. Geschäftsführerin Michèle Tanner bedauert den Wegfall: «Es gibt nicht viele Organisationen weltweit, die Organisationen wie Redog in Not- und Katastropheneinsätzen unterstützen».
Unter Hilfswerken verstehe ich Organisationen, die etwas machen, damit es den Leuten besser geht. Und die Tabakindustrie verkauft Produkte, die dazu führen, dass 50 Prozent ihrer Konsumenten frühzeitig an gesundheitlichen Problemen sterben.
Die Tabak-Spenden an Redog sind keine Ausnahme. Drei der weltweit grössten Tabakfirmen sitzen in der Schweiz und spenden hier fleissig. Neben JTI sind dies British American Tobacco und der weltweit führende Produzent Philip Morris. Gerade letzterer lässt sich die Spenden Millionen kosten.
Bruno Meili, der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention kritisiert, dass Hilfswerke Tabakgeld annehmen: «Unter Hilfswerken verstehe ich Organisationen, die etwas machen, damit es den Leuten besser geht. Und die Tabakindustrie verkauft Produkte, die dazu führen, dass 50 Prozent ihrer Konsumenten frühzeitig an gesundheitlichen Problemen sterben.» Es seien zwei Zielsetzungen und zwei Wirkungen, die sich total widersprechen.
Es ist zynisch, wenn man Tabakprävention höher gewichtet als die Menschlichkeit.
Die internationale Föderation der Rotkreuzgesellschaften fordert seine Mitglieder schon seit über zehn Jahren auf, kein Geld von der Tabakindustrie anzunehmen. Dennoch hat das SRK erst vor Kurzem reagiert. Markus Mader, Direktor des SRK, betont, auch bisher hätte man nur in Ausnahmen Tabak-Spenden angenommen, etwa für die Not- und Katastrophenhilfe. Diese verfolge Ziele, die höher gewichtet werden könnten. «Es ist zynisch, wenn man Tabakprävention höher gewichtet als die Menschlichkeit». Es sei wichtig, den am stärksten Betroffenen zu helfen.
«Karitative Spenden» ohne Gegenleistung?
Neben dem Roten Kreuz nahmen auch andere Organisationen Geld von der Tabakindustrie. Philip Morris gab nach eigenen Angaben seit 2009 rund 11.6 Millionen Dollar für Spenden in der Schweiz aus. Das Geld ging an insgesamt 46 Organisationen.
Bei den beiden grossen Tabakkonzernen Philip Morris und JTI heisst es auf Anfrage, es handle sich um karitative Spenden. Man verlange keine Gegenleistung und es werde damit keine PR betrieben.
Dennoch nutzen die Tabakfirmen die Gelegenheiten, ihre Spendentätigkeit bekannt zu machen. Philip Morris berichtet auf seiner Homepage über die Spenden für Moçambique – und JTI präsentiert die Partnerschaft mit Redog auf der Website der eigenen Stiftung.
Mehr dazu
Die Richtlinien der Hilfswerke sehen vor, solche Partnerschaften nicht sichtbar zu machen – weil der Zielkonflikt bekannt sei. Dennoch sei man auf Spenden angewiesen.
Wie Redog die künftige Lücke im Budget stopfen kann, ist noch unklar. Vorerst gewährt das SRK eine Ausnahme und der Verein kann für weitere vier Jahre Tabak-Spenden annehmen, um die Finanzierung zu sichern.