Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist eine vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Partei stärkste Kraft in einem Landesparlament: Mit 32.8 Prozent ist die AfD in Thüringen neu stärkste, in Sachsen mit 30.6 Prozent zweitstärkste Partei hinter der CDU.
Sind damit rechtsextreme Ansichten in der Politik zur Normalität geworden? Ja, sagen 53 Prozent der «dialog»-Community in einer nicht-repräsentativen Umfrage. Viele Userinnen und User führen dies auf eine grundsätzliche Frontenverhärtung in der Gesellschaft zurück.
«Wir bewegen uns in eine gefährliche Richtung, wenn Ansichten und Meinungen von anderen nicht mehr akzeptiert werden. Oder wenn Meinungen und Ansichten mit Gewalt durchgesetzt werden», schreibt beispielsweise der User «H D». «Das wäre der Untergang der Demokratie und der Aufstieg von Diktaturen.»
Die Bevölkerung ist gespalten.
Ähnlich sieht das «François Delafontaine»: «Die Bevölkerung ist gespalten und so ist das Frustrierendste an der Tragödie, die dieser Anstieg der Extreme darstellt, dass die Bevölkerung mit sich selbst im Krieg ist.»
Einen anderen Grund sehen die Debattierenden jedoch auch im Versagen der etablierten Parteien – diese hätten sich zu sehr von den Anliegen und Sorgen der Bevölkerung entfernt. «Dass die rechtsnationalistischen Parteien viele Wählerstimmen gewinnen, liegt unter anderem daran, dass die anderen Parteien zu lasch waren und nur ihre übliche Routinepolitik betrieben», findet User «Tribun Démocratique».
Der Aufstieg der AfD ist ganz einfach die Quittung für die aktuelle Regierung.
Auch User «Heinz Blaser» sieht darin eine der Wurzeln für extreme Ansichten. «Es liegt an den heutigen Politikern, ihre Ignoranz gegenüber den gesellschaftlichen Problemen abzulegen und eine Politik für die Menschen zu betreiben – nicht nur für Profit und Macht. Mit dem heutigen Verhalten bereiten sie den Boden für all diese extremen und krankhaften Entwicklungen vor.» Oder kurz: «Der Aufstieg der AfD ist ganz einfach die Quittung für die aktuelle Regierung», so User «Erleuchteter Debattierender».
Konkret nennen die meisten Userinnen und User den sozialen Abstieg sowie die Zuwanderung als Krisen, die von den etablierten Parteien nicht genügend angegangen würden «und die AfD genüsslich als einzige beackert», wie User «Pascal B» es formuliert. «Die AfD wurde aus Protest gewählt, nicht aus Überzeugung.»
Dennoch finden 44 Prozent der Userinnen und User, dass rechtsextreme Ansichten nicht zur Normalität geworden seien. «Ostdeutschland ist kein Normalfall, da wurden nach der Wende grosse Fehler gemacht. Und das Resultat haben wir jetzt leider», sagt User «Toni Peterer».
Auch «Zé Roberto» findet nicht, dass die Mehrheit der europäischen Bevölkerung dem Ruf rechtsextrem eingestufter Parteien folgen wird. «Was mir aber Sorgen bereitet ist die Wir-gegen-die-anderen-Mentalität, die zunehmend in vielen europäischen Ländern zu beobachten ist. Die Polarisierung nimmt zu, es wird nicht aktiv zugehört, rote Linien werden zunehmend überschritten» schreibt er und fragt: «Werden wir auch in Europa bald amerikanische Verhältnisse haben, liebe Community? Time will tell!»
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