Das Foto von Donald Trump nach dem Attentat ging um die Welt. Das Time Magazine brachte das Foto am Tag nach dem Attentat auf seiner Titelseite. Aufgenommen wurde es von Evan Vucci von der Presseagentur Associated Press unmittelbar nach dem Schuss. Die Komposition dieses Bildes hat es «zu einer Ikone» gemacht, analysierte die Fotografin und Historikerin Nathalie Herschdorfer in der Sendung «Tout un monde» des Westschweizer Fernsehens RTS.
Evan Vucci sagte in der Deutschen Welle, dass er sich der Bedeutung dessen, was er gerade erlebte, sofort bewusst war. «Ich wusste, dass dies ein Moment der amerikanischen Geschichte war und er dokumentiert werden musste.»
Nathalie Herschdorfer, Direktorin des Lausanner Museums Photo Elysée, versichert: «Diese politischen Rallyes sind unter dem Auge aller Kameras und deshalb auch extrem inszeniert», sagt sie. «Donald Trump hat absichtlich die Rolle des Kämpfers gespielt, weil er genau weiss, dass jeder Moment von Fotografen festgehalten wird.»
Ähnliche Komposition wie bei anderen historischen Bildern
«Dieses Foto wirkt extrem choreografiert. Es ist so konstruiert, dass alles unseren Blick anzieht», sagt Nathalie Herschdorfer. In ihren Augen ist es «ein scharfes, klares Foto mit einer sehr gut aufgebauten pyramidenförmigen Komposition», die «ein wenig Ordnung und Ruhe ausstrahlt in all dem Chaos».
«Es hat alle Elemente, die an bestimmte Historiengemälde erinnern», wie «Die Freiheit führt das Volk» von Eugène Delacroix, «Das Floss der Medusa» von Théodore Géricault oder das Foto «Hissen der Flagge auf Iwojima» von Joe Rosenthal.
Donald Trump «heroisiert»
Obwohl historische Ereignisse heute auch mit Videos dokumentiert werden können, bleibt das Foto das am häufigsten verwendete Format, stellt Nathalie Herschdorfer fest. «Ich war erstaunt, wie sehr dieses Bild Donald Trump heroisiert, zum Märtyrer glamourisiert.»
Sie erklärt, dass man mit einem «Standbild» andere Dinge zeigen kann als mit einem Video. Das Foto von Evan Vucci zeigt «jemanden, der keine Angst hat, der keine Schwäche zeigt», führt sie weiter aus. «In einem Video sieht man andere Emotionen auf dem Gesicht von Donald Trump und den Menschen um ihn herum. Hier gibt es ein sehr starkes Standbild, das diese Fotografie zu einer Ikone macht.»