Worum geht es? Am Wochenende wurde der Präsidentschaftskandidat und Ex-Präsident Donald Trump an einer Wahlkampfveranstaltung mit einer Schusswaffe verletzt. Der 20-jährige Schütze war auf einem Dach nur etwa 140 Meter von Trump entfernt. Er hatte von der Seite eine klare Schusslinie. Wie konnte das passieren? Im Zentrum der Kritik: der Secret Service
Was ist der Secret Service? Der Secret Service ist eine Behörde in den USA, die sich unter anderem um den Personenschutz des Präsidenten, der Vizepräsidentin, deren Familien, ehemaliger Präsidenten und bestimmter Kandidierenden im Präsidentschaftswahlkampf kümmert. Er ist auch für die Sicherheit bei Grossveranstaltungen von nationaler Bedeutung verantwortlich. Die Behörde untersteht dem Heimatschutzminister.
Was sagt der Heimatschutzminister? Das Attentat auf den US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump markiert nach Aussage von US-Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas ein Sicherheitsversagen. «Ein Vorfall wie dieser darf nicht passieren», so Mayorkas gegenüber CNN. «Wenn ich sage, dass so etwas nicht passieren darf, sprechen wir von einem Versagen.»
Was sagen ehemalige Sicherheitsexperten? Dass das möglich gewesen sei, dafür gebe es keine Entschuldigung, sagt ein ehemals hochrangiger Beamter des Secret Service gegenüber dem «Wall Street Journal». «Warum wurden diese Gebäude rundherum nicht bewacht?», so Juliet Kayem, die früher in der Leitung des Ministeriums für Heimatschutz tätig war, gegenüber dem Radiosender NPR. «Vor allem, wenn es so wenig Gebäude gibt, die eine direkte Sichtlinie zu Trump haben. Die Gefahr, die von dort ausgeht, war derart offensichtlich schon vor dem Attentat.»
Hat sich der Secret Service schlecht vorbereitet? Die Vorbereitungszeit für den Secret Service sei lange genug gewesen, sagt A. T. Smith, ehemals stellvertretender Direktor des Secret Service, im Gespräch mit CBS. «Meine Quellen beim Secret Service sagten mir, das sei eine gewöhnliche Vorbereitung gewesen. Die Beamten waren mehrere Tage im Voraus vor Ort. Das war kein Einsatz, der kurzfristig vorbereitet werden musste.»
Wie reagiert der Secret Service nach der Kritik? Laut der Direktorin des zuständigen Secret Service, Kimberly Cheatle, wird der Secret Service mit allen Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten, «um zu verstehen, was passiert ist, wie es geschehen ist». In einer Erklärung hält Cheatle fest, dass ihre Organisation die Pläne für den Schutz des Parteitags der Republikaner in Milwaukee überarbeitet hat. Sie sei nun zuversichtlich, für alle Fälle gewappnet zu sein. Auch würden zusätzlich zu den bereits im Juni verstärkten Sicherheitsmassnahmen für Ex-Präsident Trump Veränderungen durchgeführt, «um seinen andauernden Schutz für den Parteitag und den Rest des Wahlkampfs sicherzustellen».
Wie geht es weiter? «Der Fokus wird nun auch darauf liegen, wie sich der Secret Service vor Ort vorbereitet hat, wo der Sicherheitsperimeter gezogen wurde, auf welchen Häusern Scharfschützen positioniert wurden», so USA-Korrespondent Andrea Christen. Hierzu ermittelt jetzt die Bundespolizei FBI, und neben einer unabhängigen Untersuchung der US-Regierung will auch der Kongress tätig werden. «Die Direktorin des Secret Service, Kimberly Cheatle, wird Rede und Antwort stehen müssen», meint Christen. «Ihren Posten wird sie je nachdem, welche Antworten gefunden werden, vielleicht bald verlieren.»