FPÖ-Chef Herbert Kickl hat den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten. Der Rechtspopulist selbst spricht von der «Eröffnung einer neuen Ära» – und tatsächlich, er wäre der erste rechte Bundeskanzler Österreichs.
Doch wie sehr treibt Userinnen und User in der Schweiz die politische Neuausrichtung unseres Nachbarlandes um? Diese Frage wurde auf der SRG-Plattform «dialog» diskutiert. 66 Prozent dort sagen: «Ja, es beunruhigt sie.» Die Umfrage ist nicht repräsentativ.
Was sind die Argumente innerhalb der Community? Der User «Bon Sens» stört sich etwa an der historischen Rolle Österreichs im Zweiten Weltkrieg: «Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Österreich keine Selbstreflexion, keine Wiedergutmachung und keine Suche nach Gerechtigkeit, da es sich als Opfer des Nationalsozialismus betrachtete.»
Ich denke kaum, dass der Herr Kickl alles 1:1 umgesetzt bekommt, wie er sich das vorstellt.
Auch «Dirkson Carlson» aus der «dialog»-Community beunruhigt die politische Lage in Österreich, er geht jedoch mit der politischen Gegenseite hart ins Gericht: «Das kommt dabei heraus, wenn demokratische Kräfte nicht gewillt sind, um des grossen Ganzen willen ihre kleinen Eitelkeiten hinten anstellen. Die Demokratieverdrossenheit wird dadurch auch bekräftigt, sodass die radikalen Kräfte noch mehr Oberwasser bekommen. Es ist zum Haare raufen!»
Folge der linken Politik?
Die gleiche Kritik bringt auch User «Kilian Thomann» an: «Europa tendiert zunehmend nach rechts. Ob Frankreich, Deutschland, England oder jetzt Österreich. Das ist lediglich das Resultat der absolut verkorkten linken Politik, die in den letzten Jahren betrieben wurde.» Thomann zieht jedoch ein anderes Fazit: «Ich denke kaum, dass der Herr Kickl alles 1:1 umgesetzt bekommt, wie er sich das vorstellt.»
Als Exil-Österreicher in der Schweiz macht mir die Entwicklung in meiner alten Heimat grosse Sorgen.
Auch der User mit dem Pseudonym «Mutiger Logograf» blickt optimistisch über die Grenze: «Endlich mal eine gute Nachricht. Wir driften links ab und verlieren die Mitte, deshalb muss man rechts Gegensteuer geben.»
«Björn King» aus der «dialog»-Community hingegen sieht bereits jetzt Parallelen zwischen Herbert Kickl und dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban: «Als Exil-Österreicher in der Schweiz macht mir die Entwicklung in meiner alten Heimat grosse Sorgen. Der selbsternannte ‹Volkskanzler› Kickl hat stets mit Rechtsaussen kokettiert und wird den österreichischen Staat zweifelsohne rasch möglichst zu seinen Gunsten umbauen, ähnlich wie dies sein künftiger Amtskollege Orbán im östlichen Nachbarland getan hat.»
Kickl, seine Partei FPÖ und die konservative ÖVP sollen nun eine Regierung bilden. Scheitert dieser Plan, sei Kickl auch bereit für Neuwahlen, wie er anfangs Januar bekannt gab: «Wir sind dafür gerüstet.»