Es ist ein Thema, das fast schon mit schweizerischer Pünktlichkeit zwei Mal im Jahr debattiert wird: Rund um den Nationalfeiertag, dem 1. August, und am Ende des Jahres, zur Silvesternacht, entflammt die Debatte darüber, wie landesweit mit Böllern, Raketen und Vulkanen umgegangen werden soll.
2023 wurde dazu die sogenannte «Feuerwerks-Initiative» eingereicht, die schweizweit den Verkauf und die Verwendung von lauten Feuerwerkskörpern an Private verbieten will. Der Bundesrat hat Anfang 2024 entschieden, die Volksinitiative dem Parlament zur Ablehnung zu empfehlen – ohne direkten oder indirekten Gegenvorschlag.
Feuerwerk ist keine Tradition, weder in der Schweiz noch in Europa.
Auf der SRG-Plattform «dialog» ist in der vergangenen Woche darüber debattiert worden, ob der Verkauf von Feuerwerk an Private verboten werden soll. 73 Prozent der «dialog»-Community haben sich für ein solches Verbot ausgesprochen. Das Ergebnis ist nicht repräsentativ. Was sind die Argumente der beiden Seiten?
«Keine Tradition»
Beispielsweise argumentiert der «dialog»-User «Hibou Dynamique» für ein Verbot: «Meine Aussage beruht auf der Rücksichtslosigkeit eines immer grösser werdenden Teils der ‹Sonntagsschützen›, die überall irgendetwas tun und dabei immer ausgeprägtere Gemeinschaftsrisiken eingehen.» Und weiter schreibt er: «Feuerwerkskörper sind nach wie vor explosive Gegenstände und daher bei falscher Handhabung äusserst gefährlich.»
In der Schweiz herrscht eine Verbotshysterie.
Und auch «Laurent Vienne» aus der «dialog»-Community ist für ein Verbot: «Die Lärmbelästigung oder -verschmutzung ist nur ein Teil des Problems, das durch Feuerwerkskörper verursacht wird. Die Umweltverschmutzung, die durch den Feinstaub und die Metalle, die dabei freigesetzt werden, entsteht, sollte ein Verkaufsverbot auslösen.»
Der User geht noch weiter und fordert gar ein allumfassendes Verbot, auch für Nicht-Private. Abschliessend schreibt er: «Und vor allem, ich flehe Sie an, erzählen Sie mir nichts von Tradition. Feuerwerk ist keine Tradition, weder in der Schweiz noch in Europa.»
«Verbotshysterie»
Eine ganz andere Meinung hat die Userin «Oratrice Romanzesca»: «In der Schweiz herrscht eine Verbotshysterie. Jetzt sollen sogar Kleinstfeuerwerkskörper verboten werden, obwohl sie sicher und nicht zu stark sind. Wir sind, oder waren schon immer, ein intolerantes Volk, das nicht bereit ist, eine – fast immer nur subjektive – Belästigung zu ertragen.»
Am schönsten sind zudem immer noch die für die Allgemeinheit organisierten Feuerwerksshows.
Und auch François Delafontaine aus der «dialog»-Community steht einem Verbot skeptisch gegenüber: «Wie beim Rauchen regulieren Sie alles, was Sie wollen, um anderen nicht zu schaden, aber ansonsten lassen Sie die Menschen leben. Und nein, ein bisschen Lärmbelästigung ist kein Grund, diese Freiheit zu entziehen.»
Der User «Beruhigt Debattierender» steht hingegen privaten Feuerwerken dann skeptisch gegenüber, wenn es keinen guten Grund gebe wie etwa einen Hochzeitsantrag, und er argumentiert: «Am schönsten sind zudem immer noch die für die Allgemeinheit organisierten Feuerwerksshows, diese haben auch den Vorteil, dass die Verschmutzung gezielt eingedämmt wird und für die örtlichen technischen Dienste vom Aufräumaufwand in der Übersicht bleiben.»
Die Debatte um ein Feuerwerksverbot wird wohl auch künftig noch geführt werden – allerspätestens in den dunklen Wintermonaten, wenn die letzten Kalenderblätter 2024 abgerissen werden.