Wummernde Bässe, treibende Beats – und ein schillerndes «Halleluja!». So ähnlich klingen die Mixes von Padre Guilherme. Er ist Priester einer katholischen Gemeinde in Portugal – und mixt als DJ Kirchenlieder über fette Techno-Beats.
Seine Sets spielt er auf Bühnen der ganzen Welt, Anfang Mai wird er auch im Rahmen des sogenannten Weltjugendtages der katholischen Kirche in Lugano zu Gast sein.
Auf Social Media ist der Padre eine Berühmtheit: Über eine Million Menschen folgen ihm auf Tiktok. Dort steht er mit schwarzem Hemd und weissem Priesterkragen an seinem Mischpult mit Turntables, die Kopfhörer auf den Ohren und tanzt zu seinen eigenen Beats. Doch wie kommt der Priester, der mit vollem Namen Guilherme Peixoto heisst, zu dieser ungewöhnlichen Zweitkarriere?
Die zwei Karrieren des Padre
Bereits in jungen Jahren wollte Peixoto Priester werden und trat mit 13 Jahren ins Priesterseminar ein. Damals hätte er jedoch nie gedacht, dass er nicht nur Priester, sondern auch ein gefeierter Techno-DJ werden würde, wie er gegenüber dem Livestyle-Magazin «NiT» sagt.
Sein musikalischer Weg begann er bei Spendenevents für die Gemeinde im portugiesischen Ort Laundos, wo er unter anderem 80er-Jahre-Rock und Fado spielte. Später war er Resident-DJ bei Studentenpartys in der Stadt Braga und tauchte immer tiefer in die elektronische Musik ein.
Beim Weltjugendtag 2023 in Lissabon hatte er seinen musikalischen Durchbruch. Am Abschlussgottesdienst begeisterte er dort eineinhalb Millionen Besucherinnen und Besucher mit seinem DJ-Set.
DJ und Missionar
«Viele Jugendliche, die in Clubs feiern, sind völlig uninteressiert an religiösen Themen. Man muss sie mit einer Botschaft des Glaubens, der Toleranz, des Friedens und der Hoffnung erreichen», sagt Padre Guilherme in einem Interview mit dem «Domradio». «Elektronische Musik erweist sich als diese persönliche Note, die es möglich macht, dort hinzukommen, wo es eigentlich schwierig ist.»
Damit geht es dem Priester nicht nur um Partys, sondern auch darum, eine Botschaft zu unterbreiten und Jugendliche näher an den katholischen Glauben zu führen. An Partys, die in einem ohnehin bereits religiösen Rahmen stattfinden, scheint der Padre damit Anklang zu finden. Ausserhalb dieser könnte es jedoch schwierig werden, da immer mehr junge Menschen aus der Kirche austreten.
Nächstes Wochenende ist Padre Guilherme nun Gast im Tessin bei einer Party anlässlich der Weltjugendtage 2025. Solche Treffen für Jugendliche zwischen 18 und 35 Jahre gibt es regelmässig – alle zwei Jahre grosse internationale, und dazwischen eben kleinere nationale wie das Treffen im Tessin. Dort werden über 800 Jugendliche aus der ganzen Schweiz erwartet.
Das Tessin ist ein katholisch geprägter Kanton: Gemäss Zahlen vom Bundesamt für Statistik (BFS) bezeichnen sich 70 Prozent der Tessinerinnen und Tessiner als katholisch. Ein Rückgang an Gläubigen lässt sich zwar auch dort feststellen. Dieser Trend ist jedoch weniger stark als in anderen Kantonen.
Dies ist aber nicht primär der Grund, warum das Treffen im Kanton Tessin stattfindet. Vielmehr wählte man Lugano aufgrund seiner Nähe zu Italien aus. Laut den Organisatoren ist dies der Vorlauf für den Sprung in die «ewige Stadt», denn schliesslich reisen momentan viele wegen des Jubiläumsjahres 2025 der katholischen Kirche nach Rom.