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Geschlechterunterschiede Emotionale Stütze: «Männer sind mehr auf Partnerin angewiesen»

Romantische Beziehungen sind für Männer wichtiger als für Frauen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Untersuchung in einer renommierten Psychologie-Fachzeitschrift. Für die Untersuchung wurden die neusten Studien zu Geschlechterunterschieden in heterosexuellen Beziehungen analysiert. Die Sozialpsychologin Iris Wahring von der Humboldt-Universität zu Berlin hat an der Studie mitgewirkt und gibt Antworten zu den Ergebnissen.

Iris Wahring

Forscherin an der Humboldt-Universität zu Berlin

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Iris Wahring ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie befasst sich dort mit der Entwicklungs- und Pädagogischen Psychologie.

SRF News: Wie erklären Sie sich das Resultat?

Iris Wahring: Sowohl Männer als auch Frauen haben ein angeborenes, natürliches Bedürfnis nach emotionaler Nähe zu anderen. Männer erhalten emotionale Unterstützung deutlich weniger von Freunden, Familie oder sozialem Netzwerk als Frauen. Und diese Unterstützung ist sehr zentral, um emotionale Bedürfnisse zu stillen. Dadurch sind Männer im Durchschnitt mehr auf die Partnerin angewiesen als umgekehrt, um emotionale Unterstützung zu erhalten. Das ist unsere Haupterklärung dafür, warum die romantische Beziehung für Männer wichtiger ist.

Die Studie:

Welche Unterschiede zeigen sich zwischen Mann und Frau am Anfang einer Beziehung?

Hier zeigt sich zunächst mal, dass Männer tendenziell denken, dass es für sie wichtiger ist, in einer Beziehung zu sein, um glücklich und zufrieden zu sein. Auch sehnen sich Männer eher nach einer Partnerschaft, haben den höheren Wunsch danach.

Die Lebenserwartung steigt bei Männern besonders deutlich, wenn sie in einer Beziehung sind.

Zudem verlieben sich Männer laut einigen Studien schneller und häufiger als Frauen. Und wenn es etwas ernster wird, dann gestehen meistens die Männer zuerst ihre Liebe. Also zeigen Männer dieses Commitment, die Beziehung so ernst zu machen.

Welche Unterschiede gibt es mitten in der Beziehung?

Während einer Beziehung profitieren sowohl Männer als auch Frauen gesundheitlich davon, in einer Beziehung zu sein. Personen in einer Beziehung geht es, was psychische und physische Gesundheit angeht, besser. Aber bei Männern sind diese Vorteile im Durchschnitt stärker als bei Frauen. Zum Beispiel zeigen Männer dann im Durchschnitt deutlich geringere depressive Symptome, wenn sie mit einer Partnerin zusammenleben oder verheiratet sind. Auch zeigen sie weniger Entzündungsmarker im Blut und sogar die Lebenserwartung steigt bei Männern besonders deutlich, wenn sie in einer Beziehung sind.

Wie zeigen sich bei einer Trennung Unterschiede zwischen Mann und Frau?

In der Trennung zeigt sich der deutlichste Unterschied. Etwa 60 bis 70 Prozent der Trennungen gehen von Frauen aus – sowohl bei Scheidungen als auch nichtehelichen Trennungen.

Männer hängen im Durchschnitt länger an ihrer Ex-Partnerin.

Wie handhaben die beiden Geschlechter die Verarbeitung der Trennung?

Bei der Verarbeitung einer Trennung tun sich Frauen im Durchschnitt leichter. Sie sehen eher die positiven Seiten der Trennung, als Männer das tun. Männer hängen im Durchschnitt länger an ihrer Ex-Partnerin. Sie sehen sie auch noch länger nach der Trennung positiver und fühlen sich einsamer nach einer Trennung. Sogar das Suizidrisiko bei Männern nach einer Scheidung steigt deutlich. Laut manchen Studien verdoppelt es sich. Bei Frauen gibt es diesen Effekt je nach Studie gar nicht oder er ist deutlich geringer.

Das Gespräch führte Oliver Kerrison.

SRF 4 News, 10.01.2025, 09:49 Uhr ; 

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