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Gewalt in der Ehe Notruf häusliche Gewalt: Im Einsatz mit der Polizei

Täglich rückt die Polizei mehrfach wegen häuslicher Gewalt aus. Unterwegs mit einer Patrouille der Kantonspolizei Aargau.

Ein Abend Ende Dezember, gegen neun Uhr geht ein Notruf ein. Verdacht auf häusliche Gewalt, ein Paar streitet heftig. Die Polizisten Marco von Ballmoos und Jeffrey Goldenberger fahren los.

Rund siebenmal täglich rückt die Kantonspolizei Aargau deswegen aus – 2500 Mal pro Jahr. Allein über Weihnachten und Neujahr gab es im Aargau 110 Polizeiinterventionen wegen häuslicher Gewalt. Auch heute soll es nicht der letzte Notruf dazu bleiben.

«Wenn wir die Ersten vor Ort sind, wissen wir nicht, was uns erwartet», sagt Goldenberger. Es sei wichtig, dass man sich auf alle möglichen Szenarien einstelle. «Bevor wir genau wissen, was passiert ist, müssen wir vom Schlimmsten ausgehen.»

Polizeibericht geht an Beratungsstelle

Beim ersten Einsatz hat sich die Situation vor Ort beruhigt. Es handelte sich um einen verbalen Streit. Der Fall verlangt zwar keine weitere Intervention. Trotzdem wird er rapportiert: «So haben wir die Information, dass wir schon mal hier waren und was bei diesem Einsatz passierte», sagt von Ballmoos. Dies sei wichtig, falls es künftig erneut zu einem Einsatz komme.

Zudem wird der Bericht an die Anlaufstelle gegen häusliche Gewalt in Aarau weitergeleitet. Diese wird innert 72 Stunden mit den betroffenen Personen Kontakt aufnehmen und Beratung anbieten. «So können die Betroffenen entsprechend sensibilisiert und unterstützt werden», sagt von Ballmoos.  

Kaum ist der erste Einsatz vorbei, geht der nächste Notruf ein. Ein Ehepaar habe Streit, der Mann habe die Frau geschlagen und sei aggressiv. Angerufen hat die Tochter. Die Adresse ist der Polizei bekannt – es ist nicht das erste Mal, dass sie hierhin ausrücken.  

Wegweisung, dann Festnahme

Die Situation vor Ort ist angespannt, die Polizisten reden mit den Beteiligten und befragen sie getrennt. Die Frau ist verletzt und es wird eine Ambulanz aufgeboten. «Um die Situation vor Ort zu beruhigen, haben wir nun für den Mann eine Wegweisung von einem Monat verfügt», sagt Corina Winkler, Kommunikationschefin der Aargauer Kantonspolizei. Dies ist bereits die zweite Wegweisung für den Mann.

«Hier geht es um eine Trennungssituation, ein klassischer Zeitpunkt, bei dem häusliche Gewalt entstehen kann», erklärt Winkler. Schliesslich wird der Ehemann vorläufig festgenommen – wegen Kollusionsgefahr. 

Winkler erklärt, dass solche Einsätze zum Alltag der Polizei gehörten. In der Gesellschaft sei häusliche Gewalt aber noch ein grosses Tabuthema. «Ich glaube, jeder hat das Gefühl, mich betrifft es nicht und plötzlich kann er in einer solchen Situation sein», sagt sie.

Eine solche Wegweisung kann betroffenen Personen Zeit und Raum geben, sich neu zu orientieren. So auch im Fall von A.K., wie die Betroffene der Rundschau erzählt. Über Jahre hinweg waren sie und ihre Kinder von häuslicher Gewalt betroffen. «Anfangs dachte ich, ich hätte den Himmel auf Erden. Denn die Gewalt hat sich nur langsam entwickelt», erzählt sie.  

Es begann damit, dass ihr damaliger Partner immer häufiger wütend wurde, Gegenstände herumschmiss und sie beschimpfte. Erst nach vier Jahren Beziehung wurde er das erste Mal körperlich tätlich ihr gegenüber. Mehrmals kam die Polizei vorbei, mehrere Wegweisungen wurden gesprochen. Die letzte Wegweisung und die damit einhergehende Ruhe unterstütze A.K. darin, sich aus der gewaltsamen Beziehung zu lösen. 

Jährlich kommt es in der Schweiz zu rund 20’000 Straftaten im Bereich der häuslichen Gewalt.

SRF 4 News, 08.01.2025, 17 Uhr

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