- Wegen häuslicher Gewalt rückte die Kantonspolizei Zürich in den letzten Jahren um die 20 Mal pro Tag aus. Diese Zahl blieb konstant.
- Fast drei Viertel der Opfer im häuslichen Umfeld sind Frauen.
- Neu sollen sogenannte Lernprogramme für Täter und Täterinnen auch in Englisch angeboten werden.
- Nebst der Staatsanwaltschaft sollen auch weitere Behörden solche Lernprogramme anordnen dürfen.
Die Ausgangslage habe sich leider nicht verändert, sagte Regierungsrat und Sicherheitsvorsteher Mario Fehr vor den Medien. Dies, obwohl der Kanton Zürich in den letzten Jahren schon viel gegen häusliche Gewalt unternommen habe. «Unsere Haltung ist klar: Wir haben Nulltoleranz gegenüber jeglicher Gewalt an Frauen.» Das zeige auch die Zahl der Schutzmassnahmen an, die angeordnet worden seien. «Über 1300 – so viele wie noch nie».
Ein «ewiger Kampf» gegen häusliche Gewalt
Seit 2018 ist die Schweiz verpflichtet, die Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen und Mädchen umzusetzen. Der Kanton Zürich sei aber schon vorher sehr aktiv gewesen, sagte Justizdirektorin Jacqueline Fehr. «In der Zwischenzeit entstand ein nationales Netzwerk, es ist sehr viel passiert.» Der nationale Aktionsplan umfasse 44 Massnahmen – ein Teil davon sei abgeschlossen, ein Teil laufe noch.
Dennoch sei klar: Bei häuslicher Gewalt oder sexualisierter Gewalt handle es sich um tief in der Gesellschaft verankerte Probleme. «Wirksam bekämpfen können wir diese Gewaltformen hinter verschlossenen Türen nur bei einem gesellschaftlichen Schulterschluss», führte sie aus. «Es braucht keinen kurzfristigen Aktionismus, sondern einen sehr langen Atem.» Es bleibe ein «ewiger Kampf».
Mehr Lernprogramme für ein Umdenken bei den Tätern
Für die Täter, meistens sind es Männer, fand Jacqueline Fehr klare Worte. Statt sich mit dem eigenen Scheitern oder Unvermögen auseinanderzusetzen und Verantwortung zu übernehmen, werde die Schuld dem Opfer, den Umständen oder der schwierigen Situation am Arbeitsplatz übertragen. «Letztlich ist es dieses Kneifen, dieses Abwiegeln von Schuld und die Wehleidigkeit als Nährboden von häuslicher Gewalt.»
Genau hier will der Kanton mit seinen Lernprogrammen ansetzen. Es gibt sie bereits in Deutsch, Albanisch, Portugiesisch und Spanisch. Neu sollen sie auch in Englisch angeboten werden. «Wir wollen damit noch mehr potenzielle und tatsächliche Täter erreichen.» In den Programmen würden die Täter in ihrem Verhalten Alternativen einüben und lernen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Im Fall einer Krise oder Überforderung sollen sie dann andere Strategien anwenden können als Gewalt.
Bei häuslicher Gewalt handelt es sich um tief in der Gesellschaft verankerte Probleme.
Fehr erachtet die Lernprogramme als grossen Erfolg. «Wir konnten sie massiv ausbauen, in der Zwischenzeit bieten wir zwölfmal mehr Programme an.» Aktuell sind 154 Personen in Behandlung. Die Wirkung der Programme in Fremdsprachen werde bis Ende 2026 untersucht. In Zukunft sollen die Lernprogramme auch von anderen Behörden angeordnet werden können, zum Beispiel von der KESB.