Das Al-Janoub Stadium war beim Auftaktspiel der Schweizer Nati gegen Kamerun nicht voll. Etwa 1500 Fans waren aus der Schweiz angereist, doch die Nati haben offensichtlich auch viele internationale Fans zum Sieg gepeitscht. Unsere Nahost-Korrespondentin Anita Bünter hat sich vor dem Spiel am Ort umgehört.
Ich liebe Shaqiri.
«Ich liebe Shaqiri.» Das sagt Abdulaziz Al-Qawari. Er ist Katari und arbeitet beim katarischen Militär im Innenministerium. Die Schweizer Fahne überdeckt seine Schultern. Shaqiri sei der Grund, weshalb er das heutige Spiel Schweiz gegen Kamerun im Stadion besucht.
Auf die Frage, ob er schon einmal ein Spiel der Schweizer Nati verfolgt hat, antwortet er: «Nein», er habe keine anderen Spiele der Schweizer-Nati gesehen. Leider, fügt er an.
Ein weiterer mit der eidgenössischen Fahne bekleideter Fan ist Kubernath Sudhakaran. Auch er sieht die Schweizer Nati zum ersten Mal. Der gebürtige Inder ist Elektro-Ingenieur und lebt seit zwei Jahren in Katars Hauptstadt Doha. Er unterstütze die Schweiz an der WM – wegen ihrer Spielweise.
SRF-Korrespondentin Bünter will von ihm wissen, welches sein Lieblingsspieler bei der Schweizer Nati ist. «Das ganze Team», antwortet Sudhakaran etwas zögerlich.
Mit ihrer Familie angereist ist Padma Yirremilla. Sie arbeitet seit zwölf Jahren in Katar als Hausfrau. Zuvor war sie Lehrerin. Sie sei vor drei Jahren in der Schweiz gewesen: «Ich kaufte eine Uhr in der Schweiz, deshalb will ich die Schweiz unterstützen. Ich liebe sie.» Was sie auch liebt: Schweizer Schokolade.
Ich unterstütze auch die Schweiz.
Ihr Mann steht mit der Kamerun-Fahne daneben. Warum ist er nicht für die Schweiz? «Eigentlich wollen wir, dass die Schweiz gewinnt, aber wir unterstützen beide Teams. Ich unterstütze auch die Schweiz», sagt der Mann. «Ich sagte dir, du sollst die Schweiz unterstützen», wendet sich Padma an ihren Mann. «Aber okay, heute lassen wir ihn.»
Harte Vorwürfe
In den vergangenen Wochen kamen immer wieder Gerüchte auf, dass arabische und indische Fans, welche westliche Nationalmannschaften unterstützen, gekauft seien. Was mittlerweile klar ist: Katar hat ausgesuchte internationale Fussballfans zur WM eingeladen und ihnen Flüge, Hotels und Aufenthaltskosten bezahlt. Das hat das für die Organisation der WM zuständige Supreme Committee (SC) bestätigt. Das SC widerspricht jedoch den Vorwürfen, die Fans würden bezahlt, um im Gegenzug «koordinierte Promotion für die WM» zu machen. «Diese Unterstellung ist absolut falsch», heisst es in einem Statement.
Fifa-Präsident Gianni Infantino bezeichnete diese Vorwürfe aus dem Westen unlängst als «Rassismus». Infantino: «Das muss aufhören. Jeder in der Welt hat das Recht, für wen auch immer zu sein. Kann jemand, der wie ein Inder aussieht, nicht für Deutschland oder Spanien sein? Toleranz beginnt bei uns selbst.»