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Südkorea bei Geburtenrate weltweit auf dem letzten Platz
Aus 10 vor 10 vom 29.04.2024.
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0.7 Kinder pro Südkoreanerin Darum hat Südkorea die weltweit niedrigste Geburtenrate

Südkorea hat weltweit die niedrigste Geburtenrate. Derzeit liegt sie bei 0.7 Kinder pro Südkoreanerin. 2.1 Kinder wären nötig, um die Bevölkerungszahl konstant zu halten. Die Gründe für die rückläufige Geburtenzahl sind vielfältig.

Die Geburtenzahl in Südkorea ist seit Jahren rückläufig. Setzt sich dieser Trend fort, wird sich die derzeitige Bevölkerung von rund 51 Millionen Menschen bis zum Jahr 2100 halbieren.

Schon heute geht die Zahl der Einschulungen zurück. In Zukunft drohen fehlende Arbeitskräfte, auch das Rentensystem ist gefährdet.

Teure Wohnung und Ausbildung

Gerade in der Hauptstadt Seoul sind die Wohnungen teuer. Ausserhalb der Stadt zu leben wäre zwar günstiger, doch die langen Pendelzeiten sind bei den langen Arbeitszeiten eine zusätzliche Belastung. In vielen Betrieben arbeiten die Mitarbeitenden 52 oder mehr Stunden pro Woche.

Menschen in einer belebten Einkaufszentrum-Passage mit Kinderwagen.
Legende: Die niedrige Geburtenrate in Südkorea hat unter anderem auch finanzielle Gründe. SRF

Nebst der Wohnung verschlingt auch die Ausbildung der Kinder viel Geld. Um später auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein, schicken viele Eltern ihre Kinder in Nachhilfestunden oder auf teure Privatschulen und private Universitäten, vorausgesetzt das Geld ist vorhanden.

Gesellschaftlicher Wandel

Die Einstellung gegenüber der Ehe, der Familie und der Geschlechterrolle hat sich verändert. In der Arbeitswelt ist dieser Wechsel aber noch nicht überall angekommen. Die jungen Südkoreanerinnen stehen oft vor der Entscheidung, Karriere oder Kinderkriegen.

Frau sitzt am Tisch neben Laptop und Blickt in die Kamera
Legende: Die Statistik-Studentin Son Soo-Hyun hat sich für ihre Karriere entschieden. SRF

«Ich schätze meine Karriere und meine persönliche Zeit, Reisen und Ähnliches. Kinder würden das wohl einschränken. Deshalb habe ich nicht vor, Kinder zu kriegen», erklärt die 24-jährige Son Soo-Hyun.

Junge Frau spricht gestikulierend in einem Raum mit Holzwand und abgelegten Gegenständen im Hintergrund.
Legende: Die Sinologie-Studentin Park Bo-Ram will auch nicht Mutter werden. SRF

Auch Sinologie-Studentin Park Bo-Ram will keine Kinder: «Ich habe einen rund zwölf Jahre jüngeren Bruder, den ich praktisch grossgezogen habe. Ich habe daher das Gefühl, dass ich so viele Dinge aufgeben müsste, wenn ich mein eigenes Kind grossziehen würde.»

Massnahmen verpuffen

Die Regierung steckt seit Jahren Milliarden in Programme für mehr Nachwuchs. So gibt es beispielsweise subventionierte Wohnungen für Familien und Zuschüsse für die Kinderbetreuung. Doch bisher sind die Massnahmen erfolglos geblieben.

Die Probleme müssten tiefer angegangen werden und zusätzliche Massnahmen seien nötig, ist Choi Yoon-Kyung vom südkoreanischen Institut für Kinderbetreuung und Ausbildung überzeugt.

Ältere asiatische Frau sitzt an einem Schreibtisch in einem Büro mit Bücherregal und Pflanze im Hintergrund.
Legende: Für Choi Yoon-Kyung ist klar, dass die Massnahmen zur Beseitigung sozialer und gesellschaftlicher Ungleichheiten nicht mit dem Tempo des Wirtschaftswachstums Schritt halten konnten. SRF

«Es ist wichtig, die Probleme der Ungleichheit in der Gesellschaft anzugehen. Ich denke, es ist wichtig, ein soziales Sicherheitsnetz zu haben, das dafür sorgt, dass junge Menschen weiterhin vielfältige Lebensstile und Möglichkeiten haben», ist sie überzeugt.

Kinder? Nein Danke

An verschiedenen Orten in Südkorea sind Kinder unerwünscht. «Keine kleinen Kinder» steht an einigen Türen von Restaurants und Cafés. Begründet werden die Zonen mit «störendem Lärm» oder «rücksichtslosen Eltern».

Schwarzes Schild mit 'OPEN', zusätzlichen koreanischen Texten und 'No Kids' draussen.
Legende: «Kinder unerwünscht» steht an einigen Türen oder Zugängen von südkoreanischen Restaurants, Cafés oder Plätzen. SRF

Auch die Benutzung des öffentlichen Verkehrs sei mit kleinen Kindern schwierig, sagt Park Seo-Youn. Die 30-Jährige ist zum zweiten Mal schwanger. «Ich brauche fast doppelt so lange, wenn ich mit einem Kinderwagen die U-Bahn nehme, als wenn ich alleine unterwegs bin, weil ich lange auf den Lift warten muss.» Selbst an grösseren Bahnhöfen gäbe es oft nur einen einzigen Lift für Personen mit einem Kinderwagen.

Junge Frau lächelt auf einer belebten öffentlichen Plaza
Legende: Für die 30-jährige Park Seo-Youn braucht es in Südkorea mehr soziale und finanzielle Sicherheiten für junge Familien, sowie bessere Karrieremöglichkeiten für Mütter. SRF

Die selbstständig erwerbende Park will auch mit zwei Kindern ihren Beruf nicht völlig aufgeben. Sie möchte für ihre Kinder ein Vorbild sein, sodass diese es später einfacher hätten, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen.

10vor10, 29.4.2024, 21:50 Uhr

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