Worum geht es? Der neue argentische Präsident Javier Milei hatte im Wahlkampf eine Schocktherapie für das wirtschaftlich arg gebeutelte Land angekündigt. Herzstück seines Programms ist die sogenannte Dollarisierung. Milei will die Landeswährung Peso abschaffen und durch den US-Dollar als Zahlungsmittel ersetzen. Das soll die Hyperinflation besiegen und dem Land die dringend nötige wirtschaftliche Stabilität bringen.
Was ist die Grundidee? Milei will mit der Abschaffung des Pesos und der Übernahme des Dollars als Zahlungsmittel verhindern, dass die argentinischen Politiker künftig weiterhin die Gelddruckpresse anwerfen, um Defizite auszugleichen. So soll eine übermässige Inflation in Argentinien verhindert werden. Fakt ist: Im Oktober betrug die Jahresinflationsrate in Argentinien über 140 Prozent.
Wie geht das politisch? Grundsätzlich bräuchte der neue Präsident eine Mehrheit in beiden Parlamentskammern, um ein entsprechendes Gesetz durchzubringen. Diese hat er allerdings nicht. Ausserdem: «Wenn Argentinien den Peso durch den Dollar ersetzen wollte, bräuchte es zum Start sehr viele Dollars», sagt die Wirtschaftsprofessorin Barbara Fritz. Sie lehrt am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin. Doch derzeit habe die Zentralbank bloss rund 20 Milliarden Dollar in den Büchern – und die seien bereits gebunden.
Es wäre eine katastrophale Form, die Dollarisierung einzuführen.
Kann Milei die Dollarisierung durchdrücken? Sollte ein Gesetz zur Übernahme des Dollars im Parlament durchkommen und Milei die Abschaffung des Pesos ohne Devisen der Zentralbank durchziehen, hätte dies zur Folge, dass die Bevölkerung beim Umtausch ihrer Pesos nur sehr wenige Dollar erhielte. «Das wäre eine Ökonomie, die praktisch keine Liquidität hätte», sagt Fritz. «Es wäre eine katastrophale Form, die Dollarisierung einzuführen.» Deshalb glaube sie nicht daran, dass Milei eine Parlamentsmehrheit finden werde.
Gibt es andere Möglichkeiten? Die argentinische Bevölkerung verfügt über geschätzte 200 bis 250 Milliarden Dollar an Erspartem. Allerdings liegt viel davon auf Banken im Ausland – weil die reichen Argentinierinnen und Argentinier den eigenen Politikern nicht trauen. Um dieses Geld für die Dollarisierung zu benutzen, müsste es in den Wirtschaftskreislauf in Argentinien gelangen. Doch dafür sieht die Ökonomin Fritz derzeit die Bedingungen als nicht gegeben. Zu viel Misstrauen herrsche gegenüber den Politikern.
Nach einer Dollarisierung ist die Tür zurück praktisch geschlossen.
Könnte eine Dollarisierung rückgängig gemacht werden? Bis heute habe noch kein Land, das sich für den Dollar als Währung entschieden hat, wieder den Weg zu einer eigenen Währung zurückgefunden, so Fritz. Ecuador versuchte es, doch das südamerikanische Land scheiterte krachend. «Eine Dollarisierung ist sehr schwer reversibel – die Tür zurück ist praktisch geschlossen», betont die Berliner Ökonomin.