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US-Atomstrategie konzentriert sich zusehends auf China
Aus HeuteMorgen vom 23.08.2024. Bild: Reuters/Joshua Roberts
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Abschreckungspolitik «Die chinesische nukleare Strategie ist ein Geheimnis»

Die USA richten ihre Atomstrategie stärker auf eine Bedrohung aus China aus, wie ein Geheimdokument zeigen soll, das die «New York Times» diese Woche veröffentlichte. Demnach soll US-Präsident Joe Biden die neue Strategie im März unterzeichnet haben. Die USA müssen sich derzeit überlegen, ihre Abschreckungspolitik zunehmend auf mehrere potenzielle Gegner gleichzeitig auszurichten, wie James Davis, Professor für Politikwissenschaften und Leiter der «European Nuclear Study Group» an der Universität St. Gallen, erklärt. Das heisst: Die USA haben nicht mehr nur Russland im Blick, sondern mehr und mehr auch China und Nordkorea.

James Davis

Politikwissenschaftler

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Der gebürtige Amerikaner ist seit 2005 Professor für Internationale Beziehungen an der Universität St. Gallen. Er ist u. a. Spezialist für US-Aussenpolitik und die transatlantischen Beziehungen.

SRF News: Die USA bereiten sich auf eine mögliche koordinierte Aktion durch diese drei Länder vor. Wie prägen Russland und Nordkorea hierbei das Verhältnis zwischen China und den USA?

James Davis: Das ist eine offene und politische Frage. Wir wissen nicht, inwiefern China und Russland oder China und Nordkorea in der Lage wären, ihre Streitkräfte zu koordinieren und einen koordinierten Angriff auf die USA auszuführen. Dennoch müssen sich der US-Präsident und die Leute im Pentagon mit solchen Szenarien auseinandersetzen.

Die chinesische nukleare Strategie ist ein Geheimnis.

Dabei spielen sie die verschiedenen Möglichkeiten durch und versuchen, eine Abschreckung herzustellen, die für alle möglichen Kombinationen ausreichend wäre. Dieser Gedanke richtete sich bisher hauptsächlich auf Russland. Weil wir es jetzt mit einem stärker werdenden China zu tun haben, muss diese Strategie angepasst werden.

Was braucht es für eine wirkungsvolle nukleare Abschreckung?

Man braucht zunächst Waffen. Man braucht auch eine Möglichkeit, diese Waffen durch Trägersysteme ans Ziel zu bringen. Die USA haben immer auf drei Formen gesetzt: Flugzeuge, Raketen unter der Erde und Raketen unter Wasser. Diese Triade muss glaubwürdig sein. Sie muss in der Lage sein, einen Erstschlag eines potenziellen Gegners zu überwinden, damit sie einen Zweitschlag glaubwürdig rüberbringen kann. Man will diesen Zweitschlag nie benutzen müssen und hofft, dass durch diese Glaubwürdigkeit niemand in einem Erstschlag die USA angreifen würde.

Die Gedanken der chinesischen Strategen wurden bisher nicht in der Öffentlichkeit diskutiert.

Was steckt noch alles hinter einer solchen Abschreckung?

Man muss die Waffen lokalisieren, platzieren, dislozieren können, damit sie an ihr Ziel kommen und nicht vom Gegner erreicht werden können. Dafür braucht es nicht nur Waffensysteme, sondern auch einen ganzen Apparat an Warn-, Kommando- und Kommunikationssystemen. Und diese müssen abgehärtet werden, damit der Zweitschlag glaubwürdig bleibt.

Was dürfte diese amerikanische Strategieanpassung nun in China auslösen?

Die chinesische nukleare Strategie ist ein Geheimnis. Man versucht immer mehr zu verstehen: Wie denken die Chinesen über nukleare Waffen nach? Was für Bedrohungen sehen sie? Was für Einsatzszenarien verstehen sie? Sind die Waffen für sie nur zur Abschreckung da? Oder könnten sie sich vorstellen, nukleare Waffen wie alle anderen Waffen in einem konventionellen Krieg einzusetzen? Das sind grosse Fragezeichen, weil die Gedanken der chinesischen Strategen bisher nicht in der Öffentlichkeit diskutiert wurden. Und das ist etwas, wofür wir uns alle interessieren.

Das Gespräch führte Oliver Kerrison.

Heute Morgen, 23.08.2024, 06:00 Uhr ; 

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