- Nach der Machtergreifung der islamistischen Taliban in Afghanistan im Sommer 2021 schloss die Schweiz ihr Büro für humanitäre Arbeit in Kabul.
- Diesen September kehrt man an den früheren Standort zurück. Das Deza-Büro in Kabul wird wiedereröffnet – in einer etwas anderen Form.
- Die humanitäre Hilfe sei ein Auftrag der Schweiz und entspreche der humanitären Tradition, heisst es bei der verantwortlichen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza).
«Die Hilfe für die afghanische Bevölkerung ist am wirkungsvollsten, wenn die Schweiz vor Ort präsent ist», sagt Silvio Flückiger, stellvertretender Chef der humanitären Hilfe (HH) bei der Deza. Deshalb würden nun vier Expertinnen und Experten des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) ihre Arbeit in Kabul beginnen.
Die Schweiz will sich in Afghanistan auf Lebensmittelhilfe, Wasser und medizinische Versorgung konzentrieren. Aber auch Frauenorganisationen will man unterstützen. Durchgeführt werden die Deza-Projekte jeweils von internationalen und lokalen NGOs, UNO-Organisationen oder vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).
Die Deza schreibt gegenüber SRF, dass sie zwar das Büro am gleichen Standort wie vor drei Jahren eröffnen werde, allerdings «mit anderem Set-up». Bis 2021 habe die Deza ein sogenanntes «Kooperationsbüro» geführt, während das neu eröffnete ein «humanitäres Büro» sei. «Das heisst: Wir kehren jetzt zurück mit einer physischen Präsenz, aber veränderter Formation», schreibt die Deza. Sie betont zudem, während der letzten drei Jahre humanitäre Hilfe in Afghanistan durch Projekte vor Ort über Partnerorganisationen geleistet zu haben.
Taliban-Regierung begrüsst Rückkehr der Schweiz
Die radikal-islamische Regierung Afghanistans ist über die Rückkehr der humanitären Hilfe der Schweiz informiert und begrüsst diese. «Auch die Taliban wissen um die prekäre humanitäre Lage im Land, für welche sie selber mitverantwortlich sind», sagt Flückiger.
Mit den Taliban werde man sich jetzt arrangieren müssen, so der stellvertretende Chef der Humanitären Hilfe bei der Deza. «Wenn es der humanitären Sache dient, müssen wir mit allen sprechen und wir müssen mit allen zusammenarbeiten.»
Flückiger betont jedoch: «Wir beschränken die Kommunikation mit den Taliban auf das Notwendige und fokussieren uns auf humanitäre Aspekte. Wir machen keine Deals mit den Taliban.» Sonst sei die humanitäre Hilfe nicht glaubwürdig, so Flückiger.
Die Schweiz gesellt sich in Afghanistan unter anderem zu Japan, der Türkei oder der EU. Man wolle mit der Rückkehr nach Kabul auch ein Signal an die internationale Gemeinschaft aussenden. «Es ist wichtig, dass auch andere Länder mitziehen, vor Ort kommen und humanitäre Hilfe leisten», sagt Flückiger. Die humanitäre Hilfe der Schweiz für Afghanistan kostet 30 Millionen Franken pro Jahr.