- In Afghanistan haben die militant-islamistischen Taliban weitreichende Einschränkungen für Fernsehinhalte verhängt.
- TV-Sender dürfen keine Filme oder Serien mehr zeigen, in denen Frauen eine Rolle spielten oder die der islamischen Scharia oder afghanischen Werten widersprechen.
- Ein Sprecher bestätigte, dass die entsprechende Anweisung des Ministeriums für die Förderung der Tugend und Verhütung des Lasters am Sonntag an die Fernsehsender ausgegeben wurde.
Die Ausstrahlung heimischer oder ausländischer Filme, die «fremde Kulturen und Traditionen in der afghanischen Gesellschaft verbreiteten und Sittenlosigkeit verursachten», müssten gestoppt werden, heisst es in der Anweisung. In Unterhaltungsprogrammen solle zudem «niemand beleidigt werden».
In den letzten Tagen ist in Afghanistan eine Fernsehdebatte mit einem Professor viral gegangen, der in der Livesendung die Regierungsführung der Taliban kritisierte. Faisullah Dschalal, Lektor für Rechts- und Politikwissenschaften, hatte in einer Debatte des populären TV-Senders ToloNews am vergangenen Samstag einen Talibansprecher als «Kalb» bezeichnet, was heftige Reaktionen in den sozialen Medien nach sich zog.
Ausländische Seifenopern im Fokus
In Afghanistan sind zudem vor allem türkische, indische und iranische Seifenopern beliebt, seltener wurden auch US-Serien oder Filme gezeigt. Bereits zuvor gab es von Konservativen oder Klerikern immer wieder Kritik an diesen Programmen, in denen etwa Frauen ihre Ehepartner selbst wählten.
Die Serien verführten die Jugend, hiess es. Auch Satireprogramme sind in Afghanistan sehr beliebt. Wöchentliche Sendungen etwa verunglimpften die ehemalige Regierung von Aschraf Ghani, korrupte Beamte oder das Militär. Weiter erlaubt ist der Auftritt von Moderatorinnen oder Reporterinnen, allerdings müssten diese den islamischen Hidschab tragen.
Hujjatulla Mujaddedi zeigte sich von den Restriktionen gegenüber der BBC überrascht. Er ist Vertreter einer Journalisten-Organisation in Afghanistan. Einige der neuen Regeln seien unpraktikabel. Sollten sie wirklich eingeführt werden, müssten TV-Stationen den Betrieb wohl einstellen.