- Die Afrikanische Union (AU) hat auf ihrem Gipfeltreffen in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba die Umstürze in mehreren westafrikanischen Staaten scharf verurteilt.
- Am Rande des Gipfels betonte Bankole Adeoye, der AU-Kommissar für politische Angelegenheiten: «Die AU-Versammlung hat null Toleranz für militärische Abenteurer.»
- Laut Afrika-Experten mischten im Hintergrund oft auch Russland, China, die Türkei und Katar mit.
Die Sahelzone dürfe nicht wieder zu einem Hotspot der Verfassungsverächter werden. «Diese Plage führt zu vielen unangenehmen Auswirkungen», sagte der Kommissar. Der AU-Vorsitzende Moussa Faki Mahamat hatte die Putsche bereits zuvor als «Desaster» gerügt.
Historischer Negativrekord
In den letzten 18 Monaten verdrängten Militärs gleich in fünf Ländern die bisherigen Machthaber und Regierungen: In Burkina Faso, Tschad, Guinea, Mali und Sudan. In Niger und Guinea-Bissau blieb es beim Versuch.
Eine solche Folge von Umstürzen und Umsturzversuchen habe es in der bald 20-jährigen Geschichte der Afrikanischen Union noch nie gegeben, stellte Adeoye fest: «Zu keiner Zeit in der Geschichte der Afrikanischen Union musste in einem einzigen Jahr die Mitgliedschaft von gleich vier Ländern ausgesetzt werden: Mali, Guinea, Sudan und Burkina Faso.»
Am Gipfeltreffen der 55 Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union war von einer eigentlichen «Welle» die Rede. Dabei schwingt die Furcht mit, dass die Umstürze Schule machen und weitere Länder erfassen könnte. Die Hintergründe der Machtwechsel sind mannigfaltig. Neu sind dagegen einige Akteure, die von Aussen mitmischen.
Profiteure im Hintergrund
«Wir sind mit einer neuen Bedrohung konfrontiert: mit privaten, ausländischen Militär-Unternehmen, ausländischen Kämpfern und Söldnern», so Adeoye.
Laut Afrika-Experten mischten im Hintergrund oft auch Russland, China, die Türkei und Katar mit – nicht unbedingt als Drahtzieher der Putschversuche, aber als Profiteure. Fast immer gehe es dabei um Macht, Einfluss und um die gewaltigen Bodenschätze Afrikas.
Afrika will ständigen Sitz in UNO-Sicherheitsrat
Begonnen hatte das zweitägige Treffen am Samstag mit der Forderung nach einem Ständigen Sitz für Afrika im UNO-Sicherheitsrat. «Mehr als sieben Jahrzehnte nach Schaffung der Vereinten Nationen bleibt Afrika ein Juniorpartner ohne bedeutenden Input oder eine tragende Rolle innerhalb des Systems», sagte Äthiopiens Premierminister Abiy Ahmed.
Im Sicherheitsrat – dem mächtigsten Gremium der Vereinten Nationen – haben nur die fünf Vetomächte USA, Russland, China, Grossbritannien und Frankreich einen ständigen Sitz. Die anderen Mitglieder wechseln sich im Zwei-Jahres-Rhythmus ab.