Darum geht es: Im westafrikanischen Land Guinea-Bissau hat es möglicherweise einen Umsturzversuch gegeben. Am Dienstagabend (Ortszeit) sollen Bewaffnete ein Regierungstreffen gestürmt haben. Danach soll es während mehreren Stunden einen Schusswechsel zwischen den Angreifern und den Sicherheitskräften gegeben haben. Dabei soll es auch zu Verletzten und Toten gekommen sein. Die lokale Radiostation Bantaba berichtete von sechs Toten.
Quelle der Informationen: Präsident Umaro Sissoco Embaló hat diese Informationen am Dienstagabend nach dem Angriff an einer Pressekonferenz mitgeteilt. Er sagte, die Lage sei wieder unter Kontrolle der Regierung. Zu den Hintergründen und den Tätern gab er keine Angaben. Er sagte nur, der Angriff könnte mit Menschen zu tun haben, die in den Drogenhandel verstrickt sind.
Bekannte Hintergründe: Ob es sich um einen Putschversuch handle, sei noch unklar, sagt SRF-Afrikakorrespondentin Anna Lemmenmeier. In Guinea-Bissau seien viele Politiker in den Drogenhandel verwickelt. Zudem sei es schwierig, das Land aufgrund seiner Geografie zu kontrollieren. Guinea-Bissau besteht aus vielen kleinen Inseln. Auch seien die Institutionen sehr schwach. «Man weiss nicht, ob der Angriff mit der Politik zu tun hat oder ob es einfach eine Art von Drogenbande ist, die irgendetwas mit dem Präsidenten zu tun hatte», so Lemmenmeier.
Probleme im Land: Guinea-Bissau ist eines der ärmsten Länder der Welt und sehr instabil. «Mehr als zwei Drittel der Menschen leben in Armut. Das Land hat riesige Schulden und keine Industrie», sagt Anna Lemmenmeier. Es gebe den Cashew-Export, aber das Land sei von Entwicklungshilfe abhängig. «Der Drogenhandel und der illegale Holzhandel sind die grössten Industriezweige.» Seit seiner Unabhängigkeit 1974 hat Guinea-Bissau neun Staatsstreiche und Putschversuche erlebt.
Situation in Westafrika: Es ist bereits der vierte Putschversuch in diesem und vergangenen Jahr in der Region. Letzte Woche kam es zum erfolgreichen Militärputsch in Burkina Faso. Weitere fanden in Mali und Guinea statt. Man muss laut der Afrikakorrespondentin aber unterscheiden zwischen den drei Staaten und Guinea-Bissau. «In den anderen drei Ländern ging eine lange Unzufriedenheit der Bevölkerung voraus. Die Menschen protestierten, weil sich die Sicherheitslage in den Ländern verschlechtert hat und wegen der Regierung. Auch Terrorismus und die wirtschaftliche Lage sind ein grosses Thema.»
Das ist in Guinea-Bissau anders. «Aber in der Tat: Westafrika rutscht derzeit monatlich in eine grössere Instabilität mit all diesen Putschen. Und das ist wirklich sehr besorgniserregend.»