- Angesichts einer drohenden humanitären Katastrophe in Afghanistan hat der Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen (UNO), Martin Griffiths, die Taliban-Führung in Kabul getroffen.
- Der Anführer der Widerstandsbewegung gegen die Taliban im Pandschir-Tal erklärte sich via Facebook bereit, eine politische Einigung mit den Taliban zu suchen.
- In Deutschland herrscht derweil Uneinigkeit über mögliche Formen der Zusammenarbeit mit den Taliban.
Griffiths bekräftigte den Willen der internationalen Gemeinschaft, Afghanistan mit Hilfsgütern zu versorgen, wie es hiess. Zugleich habe der UNO-Diplomat die Taliban dazu aufgerufen, die Rechte von Frauen und Minderheiten zu achten. Die neue Führung in Kabul wiederum versprach den UNO zufolge, die Sicherheit aller humanitären Helfer – Männer wie Frauen – zu gewährleisten.
Die Vereinten Nationen hatten am Freitag eine hochrangig besetzte Hilfskonferenz für Afghanistan angekündigt. Fast die Hälfte der 38 Millionen Menschen in Afghanistan benötigt nach UNO-Informationen Unterstützung. Jeder dritte Afghane oder jede dritte Afghanin wisse demnach nicht, woher die nächste Mahlzeit kommen solle.
Reicht das Pandschir-Tal den Taliban die Hand?
Der Anführer der Widerstandsbewegung gegen die Taliban im Pandschir-Tal, Ahmad Massoud, hat sich in einer Stellungnahme auf Facebook bereit erklärt, eine politische Einigung mit den Taliban zu suchen.
Er setzte aber voraus, dass die Angriffe im Pandschir-Tal enden müssten. Seit Tagen kämpfen die Taliban gegen die Widerstandsbewegung in Pandschir, der einzigen Provinz im Land, welche die Taliban bisher nicht kontrollieren.
Zuletzt gab es Berichte, wonach die Taliban weiter in das Tal vorgedrungen waren. Viele Angaben beider Seiten widersprechen sich allerdings und können nicht unabhängig überprüft werden.
Uneinige Stimmen aus Deutschland
Der aussenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion hat kritisiert, dass Aussenminister Heiko Maas (SPD) den Taliban unter bestimmten Bedingungen Entwicklungshilfe in Aussicht stellt.
Die Taliban zeigen tagtäglich, dass sie sich nicht an Absprachen halten.
So sagte Omid Nouripour: «Die Taliban zeigen tagtäglich, dass sie sich nicht an Absprachen halten. Entwicklungszusammenarbeit anzubieten und darauf zu hoffen, dass sich die Taliban an damit verknüpfte Bedingungen halten, ist naiv und praktisch nicht umzusetzen.»
Afghanistan darf zu keinem neuen Hort für Terrorismus werden.
Die zukünftige Regierung in Afghanistan darf den Bedingungen zufolge nicht nur aus Taliban bestehen und muss grundlegende Menschen- und Frauenrechte wahren. Zudem dürfe Afghanistan zu keinem «neuen Hort für Terrorismus» werden, sagt Maas.
Wir unterstützen die geplante Luftbrücke der WHO zur Versorgung von Krankenhäusern mit Medikamenten und Impfstoffen.
Weiter sagte der Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU), er wolle Hilfslieferungen der Bundesregierung für Afghanistan über eine Luftbrücke der Weltgesundheitsorganisation (WHO) abwickeln. «Ich habe mit WHO-Präsident Tedros besprochen, dass wir die geplante Luftbrücke der WHO zur Versorgung von Krankenhäusern mit Medikamenten und Impfstoffen unterstützen», sagte Müller der «Rheinische Post»-Zeitung.