Ahmad Abdelhadi ist der Vertreter der Hamas in Libanon und wechselt seinen Aufenthaltsort mehrmals im Tag. Er hat nur kurz Zeit und kommt gleich zur Sache: Der Entscheid für die Attacke am 7. Oktober sei einzig und allein von der Hamas-Führung getroffen worden, sagt Abdelhadi. Weder Iran noch eine andere Partei hätten im Vorfeld davon gewusst.
Der Hamas-Vertreter preist den Angriff auf Israel als Erfolg. Dass dabei auch Zivilisten ums Leben kamen, leugnet er. Sie hätten nur Soldaten getötet, sagt der Sprecher. Aus der Sicht der radikalen Hamas gibt es keine Zivilisten in Israel, alle Bewohner seien potenzielle Kombattanten. Dies ist eine Verfälschung, die es der Hamas einfach macht, ihr Massaker zu legitimieren.
Hoher Blutzoll im Gazastreifen
Doch der Blutzoll ist auch unter der eigenen Bevölkerung im Gazastreifen hoch. Nirgends in Gaza sei man sicher vor den Bomben, sagt der Hamas-Vertreter und kritisiert dabei just das, was für die israelische Bevölkerung nicht zu gelten scheint: Dass beim Beschuss viele Zivilisten ums Leben kommen.
Dennoch sei der Rückhalt für die Hamas in Gaza ungebrochen, sagt Ahmad Abdelhadi. Die palästinensische Bevölkerung stehe nun mehr denn je hinter der Hamas, behauptet der Vertreter der radikalislamischen Gruppierung.
In den engen Gassen des palästinensischen Flüchtlingslagers in Beirut hört man in der Tat viele Stimmen, die das Vorgehen der Hamas unterstützen. Sie sehen die Attacke der Hamas als Konsequenz einer jahrzehntelangen Unterdrückung der Palästinenser durch Israel.
Der Krieg habe nicht erst vor zwei Wochen begonnen, sondern schon lange vorher, sagt etwa diese junge Palästinenserin in Beirut. Die Israelis hätten ihnen Häuser weggenommen, Familienmitglieder inhaftiert oder getötet. Natürlich werde die Hamas etwas dagegen unternehmen, sagt die junge Frau.
Es gibt auch Kritik an der Hamas
Doch auch im Flüchtlingslager in Beirut wird leise Kritik am Vorgehen der Hamas laut: Als sie von der Attacke der Hamas hörte, dachte sie als Erstes an die Reaktion Israels. Dass diese viel schlimmer ausfallen würde und nun noch mehr Palästinenser ums Leben kämen als bisher, sagt die ältere Frau, die ihren Namen nicht preisgeben möchte. Denn die Hamas ist auch im Palästinenserlager präsent. Kritik ist unerwünscht.
Nicht alle Palästinenser seien mit der Hamas, sagt die Frau. Sie bedauere, dass viele Zivilisten nun ins Kreuzfeuer der Extremisten beider Seiten gekommen sind. Der Krieg sei der Bevölkerung in Gaza aufgezwungen worden. Die ältere Frau kritisiert, dass die Hamas wohl Angriffe auf Israel ausführen könne, doch die eigene Bevölkerung schützen, das könne sie nicht.
Angesprochen darauf, zeigt sich der Hamas-Vertreter in Libanon kämpferisch: Israel könne sie bombardieren, solange es wolle, doch gewinnen werde es nicht. Das Wohlergehen der palästinensischen Bevölkerung scheint für ihn zweitrangig zu sein.