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Angriffskrieg auf die Ukraine Russland gewinnt immer stärker die Oberhand

Ein Bericht zeigt auf, warum Russland im Krieg gegen die Ukraine klar im Vorteil ist – und das wohl auch so bleiben wird.

Weltweit flossen 2024 fast 2.5 Billionen Dollar in die Verteidigung. Das sind 7.4 Prozent mehr als im Jahr davor. Zu diesem Ergebnis kommt die führende Strategiedenkfabrik IISS in ihrem Jahrbuch «The Military Balance».

Aufgerüstet wird auf fast allen Kontinenten. Spätestens seit dem russischen Überfall auf die Ukraine auch in Europa. Gleichzeitig erhöhe China – kontinuierlich und in hohem Tempo – seine Militärausgaben, sagt Bastian Giegerich, Chef von IISS in London.

China rüstet massiv auf

Markant sind Pekings Fortschritte im Cyberbereich, bei der elektronischen Kriegsführung, bei Raketen, Atomwaffen, Kampfflugzeugen und bei der Marine. Derzeit wird der dritte Flugzeugträger erprobt, der vierte ist im Bau. Der militärische Vorsprung der USA gegenüber China schwinde, so IISS.

Besonders krass ist auch die russische Aufrüstung. Allein im Vorjahr erhöhte der Kreml die Rüstungsausgaben um 42 Prozent. Sie machen nun vierzig Prozent des Staatshaushaltes aus. Kaufkraftbereinigt investiert Russland mehr in seine Streitkräfte als ganz Europa.

Zwar erleidet Russland bei seinem Krieg gegen die Ukraine enorme Verluste an Soldaten und an Waffen. Es büsste seit Kriegsbeginn allein 4400 Kampfpanzer ein. Doch es kann weiterhin riesige Waffenarsenale aus der Zeit des Kalten Krieges mobilisieren.

Russland erhält Hilfe aus China und Nordkorea

Beim IISS schätzt man das russische Beharrungsvermögen als sehr gross ein, auch dank chinesischer, iranischer und nordkoreanischer Hilfe. Die Lage wird daher für die Ukraine immer prekärer.

Soldat neben feuerspeiendem Artilleriegeschütz.
Legende: Bislang kann die ukrainische Armee dem zahlenmässig überlegenen Gegner Russland mehr oder weniger entgegenhalten. Doch die Europäer müssten viel mehr Kriegsmaterial in die Ukraine liefern, damit die russische Armee zurückgeschlagen werden könnte. Reuters

Dank grosser Flexibilität und Innovationskraft, etwa bei der Entwicklung von Drohnen, habe sich Kiew bisher einigermassen behaupten können. Doch anders als die russischen sind die ukrainischen Personalreserven erschöpft.

Im dritten Jahr des Ukraine-Krieges habe zwar keine Seite strategisch klar die Oberhand errungen, stellt IISS fest. Für den grossen Durchmarsch fehlten momentan auch Russland die Mittel. Doch die Balance neigt sich zu Ungunsten der Ukraine. Zumal das IISS eine noch massivere westliche Aufrüstung als unrealistisch erachtet.

Es fehle das Geld, es fehlten genügend sinnvolle Ausbauprojekte. Es fehlten die Truppen und die Produktionskapazitäten, so IISS.

Nato-Chef ruft zu mehr Unterstützung für Kiew auf

Dem widerspricht Nato-Generalsekretär Mark Rutte in einer ersten Reaktion auf die IISS-Daten. Europa müsse sehr rasch noch viel mehr tun, betont er. Die Nato-Staaten sollten gar weit mehr als drei Prozent ihres Bruttoinlandprodukts in die Rüstung stecken. Das hiesse: hunderte von Zusatzmilliarden für die Streitkräfte – Jahr für Jahr.

Die Auffassungen an der Nato-Spitze darüber, was sinnvoll und realistisch ist, und jene der Fachleute in einer durchaus Nato-freundlichen Denkfabrik klaffen offenkundig weit auseinander.

Krieg in der Ukraine

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Echo der Zeit, 12.2.2025, 18:00 Uhr

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