In einem Bunker tief unter der Erde, unweit der Ostfront, hat man das Schlachtfeld stets im Blick. Auf riesigen Bildschirmen flimmert eine schneebedeckte Landschaft vorbei. Kommandant Alexander erklärt: «Wir sehen hier live, was unsere Aufklärungsdrohnen sehen. Sie fliegen ständig über dem Schlachtfeld und beobachten die Bewegungen des Gegners.»
Die Einheit im Bunker gehört zu den ukrainischen Grenzschutztruppen, die hier zusammen mit der Armee gegen die russischen Invasoren kämpfen. Plötzlich tauchen auf einem der Bildschirme die Umrisse von zwei russischen Soldaten auf. Die ukrainische Drohne verfolgt sie – Kommandant Alexander schickt eine Kampfdrohne los.
Ein Video zeigt die Tötung eines russischen Soldaten
Eine halbe Stunde später wird ein Video in den Bunker übermittelt, auf dem man sieht: Eine Drohne hat eine Granate abgeworfen und mindestens einen der Russen getötet.
Drohnen haben den Krieg fundamental verändert. Ihr Vorteil: Sie sind billig und treffen ihr Ziel sehr genau. Drohnen haben das Leben an der Front extrem gefährlich gemacht, sagt Serhii Osatschuk, ein Offizier der ukrainischen Grenzschutztruppen: «Wir müssen äusserst vorsichtig unsere Soldaten zu den Positionen bringen und wieder zurück. Es erschwert uns unheimlich die Evakuierung unserer Soldaten, wenn sie verwundet werden.»
Die Russen drängen hier an der Ostfront vor – mit grosser Wucht. Auch sie setzen massiv Drohnen ein. Dennoch bringt die neue Technologie den Ukrainer mehr, denn, sagt Offizier Osatschuk: «Mehr profitiert der Verteidiger. Der Angreifer ist ausgeliefert.» Der Grund: Die Angreifer müssen aus ihren Schützengräben und Verstecken. Das ist meist der Moment, in dem ukrainische Drohnen attackieren.
Auf einem Feld etwas im Hinterland trainieren ukrainische Frontsoldaten, den Gegner noch genauer zu treffen. Sie montieren kleine Granaten-Attrappen an ihre Drohnen, lassen sie in die Luft steigen und werfen die «Granaten» ab. Das Ziel, ein auf der Wiese liegender Autoreifen, treffen sie meist sehr genau.
Soldat Maxim ist die wenigen Kilometer von der Front hergekommen – und fährt in wenigen Stunden zurück. 26 russische Soldaten habe er mit seiner Drohne schon getötet, sagt er. «Beim ersten Russen war ich voll Adrenalin. Das war schrecklich. Inzwischen will ich mehr und mehr und mehr.»
Drohnen allein werden den Krieg nicht entscheiden
Die Ukraine wehrt sich verzweifelt gegen die russischen Angreifer. Ohne Drohnen wäre die Lage prekär. Die neue Technologie hat die Art, wie Kriege geführt werden, wohl für immer verändert.
Doch Drohnen allein werden diesen Krieg nicht entscheiden. Russland setzt etwa Fliegerbomben ein, um frontnahe ukrainische Städte zu zerstören. Artillerie wird ebenfalls massiv eingesetzt, in Frontnähe hört man unablässig das Donnern der Kanonen.
Es ist ein brutaler Krieg, eine Mischung aus 1. Weltkrieg – Männer kämpfen im Feld, manchmal Angesicht zu Angesicht – und einem hochtechnologischen Kampf, in dem mit Drohnen aus der Ferne zielgenau getötet wird.