Er war der «Fixer» von Donald Trump, der Problemlöser – mit einem Spitznamen wie aus einem Mafiafilm: Trumps Pitbull. Michael Cohen löste Trumps Probleme mit Geld oder mit Drohungen. Zum Beispiel 2015, als er am Telefon einem Journalisten drohte, der einen wenig schmeichelhaften Artikel über Trump schrieb: «Ich warne dich! Sei verdammt vorsichtig! Was ich dir antun werde, ist verdammt ekelhaft. Verstehst du mich?»
Ich habe Dinge für Trump getan, von denen ich wusste, dass sie absolut falsch waren.
Cohen war derart loyal, dass er – wie er selbst sagte – bereit war, sich für seinen Chef anschiessen zu lassen. Cohen arbeitete ab 2006 für Trump. Er stieg in die Leitung von dessen Geschäftsimperium auf und wurde ein Teil von Trumps innerstem Zirkel. Es sei unglaublich, wie fasziniert er von Trump gewesen sei, sagte Cohen später. «Ich habe Dinge für Trump getan, von denen ich wusste, dass sie absolut falsch waren.»
2016 sollte Cohen das Stillschweigen von zwei Frauen erkaufen. Sie behaupteten, sie hätten vor Jahren Sex mit Trump gehabt. Cohen arrangierte ein Schweigegeld für ein ehemaliges Playboy-Modell. Einer Pornodarstellerin, bekannt als Stormy Daniels, zahlte er im Oktober 2016 aus der eigenen Tasche 130'000 Dollar, kurz vor Trumps Wahl zum US-Präsidenten.
Später, als er bereits Präsident war, vergütete Trump seinem Problemlöser dieses Geld. Der Betrag wurde fälschlicherweise als Anwaltskosten verbucht. Erst 2018 wurde das Schweigegeld bekannt.
Im April 2018 durchsuchte die Bundespolizei FBI das Büro und Cohens Privaträume und stellte unter anderem Dokumente und Material sicher, die im Zusammenhang standen mit dem Schweigegeld für Stormy Daniels.
Cohen packt aus
Das war der Wendepunkt: Cohen wandte sich jetzt gegen Präsident Trump und packte aus. Er habe für seinen Chef gelogen. Nicht nur habe Trump ihm das Schweigegeld für Stormy Daniels vergütet und dann vertuscht. Trump habe ihn auch angewiesen, das Schweigegeld zu bezahlen. Dies mit dem Ziel, Schaden von seiner Präsidentschaftskandidatur abzuwenden. Der Präsident habe ihm einen persönlichen Check ausgestellt, sagte Cohen in einer Kongressanhörung und habe damit Gesetze der Wahlkampffinanzierung gebrochen.
Ich sollte nicht für Trumps Übeltaten büssen müssen. Er muss jetzt zur Rechenschaft gezogen werden.
Cohen selbst bekannte sich schuldig und musste ins Gefängnis. Wegen des Bruchs von Regeln zur Wahlkampffinanzierung, aber – unter anderem – auch wegen Steuerhinterziehung. Seine Anwaltslizenz wurde ihm entzogen. Heute ist Cohen wieder frei. Er hat Bücher geschrieben, Trump nannte er einen Schwindler, einen Lügner oder einen Rassisten.
Selbstinszenierung als geläuterter Bösewicht
Cohen ist ein häufiger Gast in den Fernsehstudios der grossen US-Nachrichtensender. Besonders jetzt, nachdem Trump angeklagt wurde. «Ich sollte nicht für Trumps Übeltaten büssen müssen», sagte Cohen gegenüber CBS. «Trump muss jetzt zur Rechenschaft gezogen werden.»
Wenn Trump sich nun der Justiz stellt, werden die Anklagepunkte bekannt. Im Zentrum wird wohl das Schweigegeld für Stormy Daniels stehen. Cohen dürfte zum zentralen Zeugen in diesem Fall werden. Die Frage ist: Wie glaubwürdig ist der ehemalige Problemlöser, der verurteilte Straftäter, der sich heute als geläuterter Bösewicht präsentiert?