Bei zwei Explosionen am Stadtrand und einem Vorort von Jerusalem ist eine Person getötet worden, 18 weitere Menschen wurden bei den Anschlägen verletzt. Beim Toten handelt es sich laut Medienberichten um einen Minderjährigen.
Die erste Explosion ereignete sich an einer Bushaltestelle am Stadtrand, kurz darauf gab es Berichte über eine weitere Explosion an einer Haltestelle in Ramot nördlich der Stadt.
Bekannt hat sich zu den Anschlägen bislang niemand – doch die im Gazastreifen herrschende Islamisten-Bewegung Hamas lobte die Bluttaten explizit.
Die Suche nach Verdächtigen laufe, teilte die Polizei mit. Medienberichten zufolge gibt es Hinweise darauf, dass die Sprengsätze aus der Ferne, mithilfe von Handys, gezündet wurden. Wie die «Jerusalem Post» berichtete, waren die Bomben mit Nägeln und Schrauben gefüllt.
Extreme Rechte fordert mehr Härte
Der israelische Abgeordnete Joav Ben-Zur von der streng religiösen Schas-Partei sprach von einer «Rückkehr zum Horror und den schweren und blutigen Tagen des zweiten Palästinenseraufstands Intifada». Israels Abschreckungskraft sei kaum noch existent. «Jeden Tag erhebt der Terror wieder sein Haupt», sagte er.
Der rechtsextreme Politiker Itamar Ben-Gvir sagte am Ort der Explosion am Stadtrand von Jerusalem, die Verantwortlichen müssten einen «Preis für den Terror» zahlen.
Er forderte unter anderem eine «Rückkehr zu gezielten Tötungen» und eine Verschärfung der Haftbedingungen für militante Palästinenser in Israel.
Bald rechts-religiös dominierte Regierung?
«Wir müssen so schnell wie möglich eine Regierung bilden», sagte der rechtsextreme Politiker, der derzeit bei den Koalitionsverhandlungen das Ministerium für innere Sicherheit – er würde damit Polizeiminister – für sich fordert. «Der Terror wartet nicht.»
Das Bündnis von Ben-Gvir und dem Politiker Bezalel Smotrich wurde bei der Parlamentswahl in Israel am 1. November drittstärkste Kraft. «Es könnte jetzt tatsächlich schneller zu einer neuen Regierungskoalition kommen, als erwartet», sagt die Journalistin Gisela Dachs dazu.
Schon mehr als 160 Tote auf beiden Seiten
Vergangene Woche waren bei einem Anschlag nahe einer israelischen Siedlerstadt im Westjordanland drei israelische Männer getötet worden. Ein 18-jähriger Palästinenser hatte dem Militär zufolge an zwei Orten mehrere Menschen mit einem Messer angegriffen.
In diesem Jahr starben bereits mindestens 26 Menschen durch Anschläge in Israel, Ost-Jerusalem und dem Westjordanland, darunter auch mehrere Soldaten und Sicherheitskräfte. Seit dem Frühjahr unternimmt Israels Armee im besetzten Westjordanland auch vermehrt Razzien.
Auf palästinensischer Seite kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah dieses Jahr auch mehr als 140 Palästinenser in Zusammenhang mit Militäreinsätzen, bei Zusammenstössen oder eigenen Anschlägen ums Leben. Es gibt zudem zunehmend Berichte über Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser, israelische Aktivisten oder Soldaten.