- Die selbsternannte separatistische Republik Nagorni Karabach, auch Arzach genannt, hat angekündigt, dass sie alle ihre Institutionen zum 1. Januar 2024 auflösen werde.
- Der Entscheid kommt eine Woche nach der erfolgreichen Offensive Aserbaidschans.
- Armenische Medien berichteten unter Berufung auf ein vom separatistischen Regierungschef, Samwel Schachramanjan, unterzeichnetes Dokument.
Dem Erlass zufolge wurde die Entscheidung wegen der schweren politischen und militärischen Lage getroffen. Sie ziele darauf ab, die Sicherheit und das Leben der Bevölkerung in Bergkarabach zu schützen. Die Auflösung war Teil der Kapitulationsbedingungen.
Jahrzehntelanger Konflikt
Die Region ist seit Jahrzehnten zwischen den Ex-Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien umstritten. In den 1990er-Jahren konnte sich das auf aserbaidschanischem Gebiet liegende, aber mehrheitlich von Armeniern bewohnte Bergkarabach mithilfe Eriwans in einem blutigen Bürgerkrieg von Baku loslösen. Die Revanche gelang dem mit Öl- und Gaseinnahmen hochgerüsteten und autoritär geführten Aserbaidschan 2020, als es grosse Teile Bergkarabachs zurückeroberte.
Auch der anschliessend geschlossene und eigentlich von russischen Truppen zu überwachende Waffenstillstand erwies sich als brüchig. Nach kurzen heftigen Angriffen in der vergangenen Woche konnte Aserbaidschan schliesslich die Kapitulation der Regierung in Bergkarabach erzwingen und das Gebiet vollständig erobern.
Folgen der Auflösung
Nach der Auflösung der Republik Bergkarabach müsse sich die Bevölkerung mit den Gesetzen Aserbaidschans zur Eingliederung der Region vertraut machen, um dann selbst zu entscheiden, ob sie nach Bergkarabach zurückkehren wolle, heisst es in dem Erlass Schachramanjans.
Nach dem Sieg der Aserbaidschaner hat eine Massenflucht der Armenier eingesetzt, die Gewalt und Verfolgung durch die Sieger befürchten. Inzwischen sind mehrere tausend Menschen ins Mutterland Armenien geflüchtet. Weitere Zwangsumsiedler sind auf dem Weg.