Die islamistische Hamas hat im Rahmen eines Waffenruhe-Abkommens mit Israel drei weitere Geiseln im Gazastreifen an das Rote Kreuz übergeben.
Die Männer werden nach einer medizinischen Untersuchung in einer Armeeeinrichtung ihre Familien treffen. Anschliessend sollen sie in Kliniken gebracht werden.
Im Gegenzug sollen 183 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. 42 Häftlinge kamen bereits mit einem Bus im Westjordanland an.
Hunderte Schaulustige verfolgten die Geiselübergabe, wie in den Aufnahmen einer TV-Liveübertragung zu sehen war. Anders als vor knapp anderthalb Wochen gab es aber keine drängelnde Menge und kein Chaos, durch das sich die Geiseln einen Weg bahnen mussten.
Legende:
Der IKRK-Konvoi erreicht den Ort der Übergabe, beobachtet von einer Menschenmenge.
REUTERS/Hatem Khaled
Aufnahmen zeigten, wie die blass und dünn aussehenden Männer von Hamas-Mitgliedern auf eine Bühne geführt wurden. Israelischen Medien zufolge bedankten sie sich in dem von der Hamas choreografierten Auftritt für die «Fürsorge» während ihrer Geiselhaft.
Israel kritisiert «schockierende Bilder»
Angesichts des inszenierten Prozederes der Freilassung sagte der israelische Staatspräsident Izchak Herzog, die Männer seien für ein «zynisches und grausames Spektakel» ausgenutzt worden.
Geiseln haben Angehörige verloren
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Unter den Freigelassenen ist der 56 Jahre alte O. A., der Berichten zufolge auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Er wurde während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Beeri, der in der Nähe des Gazastreifens liegt, verschleppt.
Zudem kam der 34-jährige O. L. frei. Er war vor 16 Monaten zusammen mit seiner Frau auf dem Nova-Musikfestival nahe der Grenze zum Gazastreifen. Beide flüchteten vor den Terroristen in einen Schutzraum, die Frau wurde dort getötet, er selbst verschleppt. Ihren kleinen Sohn hatten sie bei dessen Grosseltern gelassen. Dieser hüpfte Angehörigen zufolge vor Freude auf dem Bett, als er am Freitag von der Rückkehr seines Vaters hörte.
Freigelassen wurde auch der 52-jährige E. S.. Terroristen ermordeten während des Hamas-Massakers seine Frau und seine beiden Töchter. Die Leiche seines Bruders halten Islamisten im Gazastreifen fest.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betonte, die «schockierenden Bilder» würden nicht unbeantwortet bleiben. In einer Mitteilung kündigte er zudem Massnahmen an – ohne Details zu nennen.
Legende:
Hamas-Kämpfer und ein Fahrzeug des IKRK warten auf die Übergabe der Geiseln.
Keystone/ABDEL KAREEM HANA
Die Hamas nutzte die Freilassungen in den vergangenen Wochen stets als Machtdemonstration. Mit dem inszenierten Prozedere rund um die Geiselübergabe will die Hamas der Welt zeigen, wer im Gazastreifen das Sagen hat.
Bus mit freigelassenen Palästinensern erreicht Ramallah
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Legende:
REUTERS/Mohammed Torokman
Ein Bus mit 42 freigelassenen palästinensischen Gefangenen hat Ramallah in dem von Israel besetzten Westjordanland erreicht, wie im Fernsehen live zu sehen war. Die Palästinenser wurden aus dem israelischen Ofer-Gefängnis entlassen.
Eine weitere Gruppe habe ein Gefängnis in der Negev-Wüste in Israel verlassen und sei auf dem Weg in den Gazastreifen, schrieb das Blatt «Times of Israel».
Im Gegenzug für die drei von der Hamas freigelassenen Geiseln sollen 183 palästinensische Gefangene aus israelischer Haft freikommen. Darunter 18 mit lebenslangen Haftstrafen und 111 Palästinenser, die nach dem 7. Oktober im Gazastreifen festgenommen wurden.
Sieben von ihnen werden aufgrund ihrer schweren Straftaten ins Ausland verbannt.
Palästinensische Terroristen hatten die Geiseln während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 in Israel verschleppt. Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 19. Januar hat die Hamas damit bereits 16 von insgesamt 33 israelischen Geiseln freigelassen, die während der ersten Phase der dreistufigen Vereinbarung von der Hamas übergeben werden sollen. Ausserdem liess die Terrororganisation fünf Thailänder frei, dies aber nicht als Teil der Vereinbarung mit Israel.
Massaker und Geiselnahme als Auslöser der Krieges
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Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Der Überfall war der Auslöser des Kriegs in dem abgeriegelten Küstengebiet, wo seither laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 47'500 Menschen getötet wurden. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.
Die Hamas hatte zuvor mitgeteilt, dass acht der 33 israelischen Geiseln tot seien. Um wen genau es sich dabei handelt, ist unklar.
Legende:
Die Angehörigen und Freunde einer der freigelassenen Geiseln jubeln vor Freude. Allerdings zeigten sich viele wegen des augenscheinlich schlechten Zustands der Geiseln bestürzt. Das Forum der Geiselfamilien sprach von «verstörenden Bildern» der Freilassung.
REUTERS/Ronen Zvulun
Nach der Freilassung drei weiterer Verschleppter werden jetzt noch insgesamt 76 im Gazastreifen festgehalten. 35 von ihnen sind israelischen Angaben zufolge tot. Die nächsten sollen am kommenden Wochenende freikommen. Insgesamt sollen in der ersten Phase mehr als 1900 palästinensische Häftlinge im Austausch für die Geiseln freikommen.
Bemühungen um zweite Phase der Waffenruhe laufen
Die Waffenruhe war bei mühsamen indirekten Gesprächen zwischen Israel und der Hamas unter Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens ausgehandelt worden. Es laufen Bemühungen um eine Einigung auf eine zweite Phase der Vereinbarung, die zu einem endgültigen Ende des Kriegs und zur Freilassung der restlichen Geiseln führen soll.
Sorge um Waffenruhe nach Trumps Gaza-Plänen
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Angehörige der Geiseln hatten die Sorge geäussert, der Plan von US-Präsident Donald Trump zur Umsiedlung der rund zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens könnte zum Kollaps der Waffenruhe führen und damit die Freilassung weiterer Geiseln vereiteln.
Trump hatte im Beisein des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu verkündet, die USA würden den Gazastreifen «übernehmen» und in eine wirtschaftlich florierende «Riviera des Nahen Ostens» verwandeln. Nach Trumps Willen sollen die Einwohner des Gebiets künftig in anderen arabischen Staaten der Region unterkommen. Der Plan stösst bei den Palästinensern und arabischen Staaten auf heftige Ablehnung.
Im Rahmen der ersten Phase der Waffenruhe war vor einer Woche erstmals seit fast neun Monaten der ägyptische Grenzübergang zum Gazastreifen im südlichen Rafah wieder geöffnet worden. Patienten aus dem Küstenstreifen wurden zur Behandlung nach Ägypten gebracht und humanitäre Hilfsgüter über den Übergang in den Gazastreifen transportiert. Zuvor konnten Hunderttausende Binnenflüchtlinge aus dem Süden des Gazastreifens in den Norden zurückkehren.
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