Neue Massenvertreibung? - Die bewegte Geschichte des Gazastreifens – ein Überblick
Der Vorschlag von US-Präsident Donald Trump, Palästinenser aus dem Gazastreifen dauerhaft ausserhalb des vom Krieg zerrissenen Gebiets anzusiedeln, könnte neue Spannungen auslösen. Ein neues Kapitel in der bewegten Geschichte der Region.
Vorgeschichte: Gaza war bereits in der Antike ein bedeutendes Handelszentrum am Übergang von Afrika, Asien und Europa. Über die Jahrhunderte wechselten in kurzen Abständen die Herrschaft über die Region: Ägypter, Assyrer, Perser, Griechen, Römer, Byzantiner und weitere Völker übten Einfluss auf das Gebiet aus.
Hort der Religionen
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Jüdinnen und Juden lebten in Gaza spätestens seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert. Die jüdische Gemeinde erlebte eine erste Blütenzeit im Mittelalter bis zur Ankunft der Kreuzfahrer im zwölften Jahrhundert. Einen grundlegenden kulturellen und politischen Wandel in der Region bewirkte die islamische Eroberung 636. Seither entwickelte sich Gaza zu einer arabisch-dominierten Stadt.
Balfour-Erklärung: Bis zum Ersten Weltkrieg gehörte Palästina zum Osmanischen Reich. Danach wurde Palästina Mandatsgebiet von Grossbritannien. In dieser Zeit, aber auch schon vorher, wanderten zahlreiche Juden nach Palästina aus. Grossbritannien hatte schon 1917 versprochen, eine Heimstätte für das jüdische Volk zu schaffen. Das führte zu schweren Konflikten mit den dort ebenfalls lebenden Arabern. So wurden 1929 alle Juden aus Gaza vertrieben.
Schoah: Nachdem Israel 1948 im Krieg um die Unabhängigkeit die Koalition der arabischen Staaten besiegt hatte, wurde der ägyptischen Armee die Kontrolle über den Landstreifen überlassen – die Geburtsstunde des Gazastreifens als geografische Einheit. Während des Krieges flohen etwa 700’000 vertriebene Palästinenser aus dem heutigen Israel, auch als «Nakba» bekannt. Zehntausende dieser Geflüchteten strömten in den Gazastreifen.
Die Geschichte des Gazastreifens
1967: Im Sechstagekrieg übernahm Israel von Ägypten die Kontrolle über den Gazastreifen und eroberte gleichzeitig das Westjordanland und Ostjerusalem. Die international anerkannte Palästinensische Autonomiebehörde, die halbautonome Gebiete im besetzten Westjordanland verwaltet, strebt alle drei Gebiete für einen zukünftigen Staat an. Israel hat in dieser Zeit mehr als 20 jüdische Siedlungen im Gazastreifen gebaut.
Gründung der Hamas: Der erste palästinensische Aufstand (Intifada) brach 1987 im Gazastreifen aus und war der Beginn von mehr als fünf Jahren anhaltender Proteste und blutiger Gewalt. In dieser Zeit wurde auch die radikal-islamistische Hamas in Gaza gegründet.
Oslo: Nach den Osloer Abkommen – Vereinbarungen zwischen dem israelischen Premierminister Yitzhak Rabin und dem Führer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), die den Grundstein für eine Zwei-Staaten-Lösung legten – wurde die Kontrolle über den Gazastreifen an die junge Palästinensische Autonomiebehörde übergeben.
Optimismus von kurzer Dauer: Selbstmordattentate durch Hamas-Kämpfer, die Ermordung Rabins 1995 durch einen jüdischen Ultranationalisten und die Wahl Benjamin Netanjahus zum Premierminister behinderten die Friedensbemühungen unter Führung der USA. Ein weiterer Versuch scheiterte 2000 mit dem Ausbruch des zweiten Palästinenseraufstands. 2005 zog sich der damalige israelische Premierminister Ariel Scharon samt Truppen aus dem Gazastreifen zurück, wobei er etwa 9000 Siedler abzog.
Aufstieg der Hamas: Nur wenige Monate nach Israels Rückzug gewann die Hamas die Parlamentswahlen gegen die Fatah, die lange Zeit dominierende palästinensische Partei. Im folgenden Jahr kam es zum Bürgerkrieg zwischen der Hamas und der Fatah, wonach erstere die Macht übernahm. Israel und Ägypten verhängten eine Blockade über das Gebiet. Fast zwei Jahrzehnte legte dies die lokale Wirtschaft lahm, liess die Arbeitslosigkeit in die Höhe schnellen und gab der Gewalt in der Region Auftrieb.
7. Oktober 2023
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Bei dem Hamas-Anschlag vom 7. Oktober 2023 wurden rund 1200 Menschen, überwiegend Zivilisten, getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln genommen.
Israels Luft- und Bodenkrieg hat mehrere Zehntausend Palästinenser getötet. Ein Grossteil davon Frauen und Kinder.
Der Krieg hat weite Teile in Schutt und Asche gelegt und rund 90 Prozent der 2.3 Millionen Einwohner des Gazastreifens vertrieben.
Angereichert mit Material der Nachrichtenagentur AP.
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