Die Offensive: Der Bürgerkrieg in Syrien, der vor 13 Jahren ausbrach, flammt nach Jahren einer Waffenruhe wieder auf. Rebellen unter der Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) haben Mitte vergangener Woche im Nordwesten Syriens eine Offensive gegen die syrische Armee begonnen. Dabei haben sie grosse Geländegewinne erzielt und am Wochenende gar die Kontrolle über die Millionenstadt Aleppo übernommen – die zweitgrösste Stadt des Landes. Nun haben die Kämpfe auch die Stadt Homs erreicht, wo die syrische Armee laut der staatliche Nachrichtenagentur Sana einen Drohnenangriff abgewehrt hat. Homs galt im Bürgerkrieg als eine der zentralen Städte des Konflikts.
Die Gegenwehr: Syriens Streitkräfte mobilisieren momentan ihre Truppen. Diese hätten sich in den ländlichen Gebieten von Aleppo, Hama und Idlib in Stellung gebracht, berichtete der Generalstab. Syriens Machthaber Baschar al-Assad hat eine Gegenoffensive angekündigt und schlägt mithilfe seiner Verbündeten zurück. Luftangriffe auf Wohngebiete der Rebellenhochburg Idlib, Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements, haben einen Massenexodus ausgelöst. Anwohnerinnen und Anwohner berichteten von katastrophalen humanitären Folgen.
Die Unterstützung: Etwa 200 vom Iran unterstützte Kämpfer sind nach Angaben von Aktivisten vom Irak nach Ostsyrien eingereist, um die unter Druck geratene syrische Regierung beim Kampf gegen die Rebellen zu unterstützen. Der Chef des Milizen-Bündnisses, die sogenannte Volksmobilisierungseinheiten (PMU), dementierte dies. Die PMU sind ein irakisches Bündnis aus mehrheitlich schiitischen Milizen, das 2014 zur Bekämpfung des IS gegründet wurde und heute eine bedeutende politische und militärische Kraft im Land darstellt. Syriens Diktator al-Assad hatte am Sonntag vom Iran Hilfe erbeten und war am Samstag in Moskau bei Russlands Präsident Wladimir Putin zu Besuch.
Die Reaktion der Türkei und Russlands: Der russische Präsident Wladimir Putin hat seinen türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan in einem Telefonat nach Kremlangaben aufgefordert, zur Wiederherstellung der Stabilität im Bürgerkriegsland Syrien beizutragen. Ankara müsse seinen Einfluss in der Region nutzen, um die verfassungsmässige Ordnung wiederherzustellen, hiess es in einer Kreml-Mitteilung zu dem Telefonat. Putins in dem Land stationierte Truppen gelten als Schutzmacht für den syrischen Machthaber Baschar al-Assad. Erdogan sagte nach Angaben seines Kommunikationsbüros, dass die Türkei an einer gerechten und dauerhaften Lösung arbeite.
So reagiert die Schweiz: Angesichts dieser Ereignisse zeigt sich nun auch die offizielle Schweiz besorgt. Der Kommunikationschef des Eidgenössischen Aussendepartements EDA fordert alle Parteien dazu auf, das Völkerrecht zu respektieren und die Zivilbevölkerung zu schützen, heisst es in einem Post auf X. Weiter fordert die Schweiz eine dringende Deeskalation und die Wiederaufnahme eines politischen Prozesses.
Russland und USA streiten bei UNO: Russland und die USA sind am Dienstag (Ortszeit) bei den Vereinten Nationen aneinandergeraten. Sie haben sich während einer Sitzung des Sicherheitsrats gegenseitig der Unterstützung des Terrorismus beschuldigt. Der stellvertretende US-Botschafter bei der UNO, Robert Wood, forderte eine Deeskalation der Kämpfe.