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Ukraine: Die Hoffnung auf westliche Kampfflugzeuge wächst
Aus Echo der Zeit vom 20.05.2023. Bild: Keystone
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Ausbildung an F-16 Kampfjets «Jets sollen Sicherheit der Ukraine längerfristig garantieren»

In der Frage, ob der Westen eigene Kampfflugzeuge an die Ukraine liefern soll, gibt es Bewegung. In einem ersten Schritt werden nun ukrainische Militärpiloten an US-amerikanischen F-16 Kampfjets ausgebildet. Dazu hat Präsident Biden grünes Licht gegeben. Noch offen ist hingegen, wann westliche Länder ihre Kampfjets an die Ukraine liefern werden. SRF-Auslandredaktor David Nauer über die Bedeutung der jüngsten Entwicklungen.

David Nauer

Ukraine- und Russland-Korrespondent

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David Nauer ist Ukraine- und Russland-Korrespondent bei SRF TV. Von 2016 bis 2021 war er als Radio-Korrespondent in Russland tätig. Zuvor war er Russland-Korrespondent des «Tages-Anzeigers». Nauer reist seit Beginn des russischen Angriffskriegs regelmässig in die Ukraine.

Hier finden Sie weitere Artikel von David Nauer und Informationen zu seiner Person.

SRF News: Wie wurde der Entscheid in der Ukraine aufgenommen?

David Nauer: Dieser wurde sehr erfreut aufgenommen. Präsident Selenski sprach von einer historischen Entscheidung. Er hat auch gesagt, er wolle die praktische Umsetzung dieser Pläne bezüglich Kampfjets in Japan am G7-Treffen besprechen. Die Ukrainer haben sehr lange darum geworben, Kampfjets zu bekommen. Sie haben bereits sehr viele verschiedene Waffengattungen aus dem Westen erhalten – Panzer, Artillerie usw. Kampfjets waren quasi das Letzte, was noch fehlte. Und diese Kampfjets sollen nun mindestens mittel- oder langfristig kommen. Und das freut die Strategen und Politiker in Kiew sehr.

Warum sind denn westliche Kampfjets aus Sicht der Ukraine wichtig?

Vereinfacht gesagt, am Boden ist die doch ziemlich ausgelaugte russische Armee keine grosse Gefahr mehr für die Ukraine. Aber in der Luft sind die Russen immer noch sehr gefährlich. Sie haben noch eine fast intakte Luftwaffe. Diese können sie im Moment zwar nicht richtig einsetzen, weil die Ukraine eine ziemlich gute Luftabwehr hat. Aber genau deswegen greifen die Russen nun verstärkt mit billigen Drohnen massenhaft ukrainische Städte an.

Eine modernisierte ukrainische Luftwaffe mit westlichen Kampfjets könnte die russischen Pläne vereiteln.

Auch diese Nacht wurde Kiew mit über einem Dutzend Drohnen angegriffen. Man hört die Luftabwehr sehr laut nachts in der Stadt. Das Ziel der Russen ist, die ukrainische Luftwaffe mit diesen ständigen Angriffen zu erschöpfen, also quasi bis die Ukrainer keine Munition mehr haben für ihre Luftabwehrkanonen, um dann eben mit der Luftwaffe richtig im grossen Stil in den Krieg eingreifen zu können – soweit der russische Plan. Eine modernisierte ukrainische Luftwaffe mit westlichen Kampfjets könnte diese russischen Pläne vereiteln.

Ruhe vor dem Sturm an der Südfront

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SRF-Auslandredaktor David Nauer befindet sich derzeit in der Ukraine, wo er Frontstellungen der ukrainischen Armee besuchte. Er beschreibt, wie er die dortige Stimmung erlebt hat:

«Ich war an der Südfront, im Süden der Ukraine, und der Krieg tobt dort auf verhältnismässig tiefem Niveau. Es wird zwar ständig geschossen, aber es gibt keine eigentlichen Frontverschiebungen. Ukrainische Soldaten haben mir gesagt, es ist so ein bisschen Ruhe vor dem Sturm. Es wird eine grosse ukrainische Offensive erwartet und es kann gut sein, dass die genau in diesen südlichen Frontabschnitten erfolgen wird, in denen ich war. Aber es ist natürlich klar: Niemand weiss, wann und wo diese Offensive beginnen wird. Das wissen auch die Männer in den Schützengräben nicht. Ich habe sie das gefragt und sie haben gesagt, sie hätten keine Ahnung. Sie würden das kurz zuvor erfahren. Es gibt so ein allgemeines Gefühl, dass es jederzeit losgehen kann. Es gibt Szenarien, wo man sagt, es gibt einen Befehl aus Kiew, heftige Verstärkung, die über Nacht eintrifft, und dann eben den Grossangriff. Aber Details weiss niemand. Und die Leute, die es wissen, die erzählen es verständlicherweise nicht.»


Die Ausbildung von ukrainischen Piloten, aber auch von Mechanikern für diese westlichen Kampfjets, dauert einige Wochen, wenn nicht sogar Monate. Was bedeutet das für die ukrainische Gegenoffensive?

Das bedeutet, dass die Ukrainer ihre Offensive ohne diese westlichen Kampfjets durchführen müssen. Mit den Jets wäre die Offensive sicher Erfolg versprechender und es gäbe auch weniger ukrainische Opfer.

Die westlichen Kampfjets sollen längerfristig die Sicherheit der Ukraine vor neuen russischen Angriffen sichern.

Aber eben, sie kommen zu spät. Sie kommen frühestens im Herbst. Und soweit ich das verstehe, ist ohnehin eigentlich die Idee, dass diese westlichen Kampfjets längerfristig die Sicherheit der Ukraine vor neuen russischen Angriffen sichern soll, aber eben nicht kurz- oder mittelfristig bei dieser Offensive helfen sollen.

Das Gespräch führte Matthias Kündig.

Echo der Zeit, 20.05.2023, 18:00 Uhr ; 

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