- Im südasiatischen Land Bangladesch sind Proteste gegen die Regierung wieder aufgeflammt.
- Mindestens 300 Menschen sind gemäss Berichten von örtlichen Beamten, Polizisten und Ärzten getötet und Hunderte weitere verletzt worden.
- Das Innenministerium hat als Reaktion eine unbefristete Ausgangssperre verhängt.
Demonstranten hatten im Laufe des Tages wichtige Verkehrsstrassen blockiert, Studierende hatten den Rücktritt der autokratisch regierenden Premierministerin Scheich Hasina Wajed gefordert. Die Polizei versuchte unter Einsatz von Tränengas, Blendgranaten und Gummigeschossen, die Demonstrierenden zu zerstreuen. In zahlreichen Städten in Bangladesch kam es zu Auseinandersetzungen von Anhängern und Gegnern der Partei der Regierungschefin, der Awami League.
Die englischsprachige Zeitung «Daily Star» berichtete am Sonntag von 90 Toten, die Zeitung «Prothom Alo» sogar von 99 Toten bei den regierungskritischen Protesten in der Hauptstadt Dhaka und in anderen Teilen des südasiatischen Landes. Unter den Opfern seien auch 14 Polizisten. Zahlreiche Menschen seien verletzt worden. Offizielle Angaben der Behörden dazu gibt es nicht.
Internetverbindungen landesweit abgestellt
Das Innenministerium verschärfte die zuletzt gelockerte Ausgangssperre. Sie soll auf unbestimmte Zeit gelten. Ab Montag gelte zudem für alle Bürger ein dreitägiger Urlaub. Der Zugang zum Internet wurde teilweise gekappt, betroffen sind unter anderem soziale Netzwerke und Messenger-Dienste von Facebook, Instagram und Whatsapp.
Im vergangenen Monat waren mindestens 150 Menschen bei politisch motivierten Gewalttaten in Bangladesch ums Leben gekommen. Rund 10'000 Menschen wurden von der Polizei festgenommen.
Studentinnen und Studenten hatten gegen Quotenregelungen bei der Vergabe von Stellen im öffentlichen Dienst protestiert. Diese waren zwar weitgehend von einem Gericht gekippt worden, doch fordern sie nun Gerechtigkeit für die Familien, deren Angehörigen bei Protesten getötet worden sind.
Protestbewegung lehnt Dialog ab
Am Samstag hatten demonstrierende Studenten auch zu zivilem Ungehorsam aufgerufen. Ein Angebot der Regierung zum Dialog hatten sie abgelehnt. Viele Geschäfte blieben geschlossen. Für Montag wurden weitere Protestaktionen angekündigt.
Unter der Führung von Regierungschefin Scheich Hasina Wajed erlebte das arme, mehrheitlich muslimische Bangladesch einen wirtschaftlichen Aufschwung. Dann aber machte die hohe Inflation den Menschen zu schaffen. In dem Land mit mehr als 170 Millionen Einwohnern herrscht hohe Arbeitslosigkeit.
Menschenrechtsorganisationen werfen Hasina vor, gezielt gegen politische Gegner und Kritiker vorzugehen sowie Tausende von ihnen festnehmen zu lassen. Auch die Pressefreiheit habe unter ihrer Regierung gelitten.