Zwei Wochen nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien hat die Erde in der Region erneut zweimal gebebt. Die Beben waren auch in Syrien, Libanon und Ägypten zu spüren. Ihre Stärke wird mit 6.4 und 5.8 angegeben. Die freie Journalistin Stephanie Glinski ist in der türkischen Stadt Antakya, die noch einmal schwer getroffen wurde.
SRF News: Welche neuen Schäden haben diese Beben angerichtet?
Stefanie Glinzki: Es kam zu weiteren Beschädigungen von Gebäuden. Die Stadt ist ohnehin schon zerstört. Im Zentrum steht kein Haus mehr. Über 200 Menschen wurden verletzt und einige Menschen sind gestorben. Die Bergungsarbeiten haben sofort begonnen, weil die Helfer noch vor Ort sind.
Die Leute haben Panik, dass es wieder passieren könnte.
Was haben die neuen Beben bei den Menschen ausgelöst?
Sie haben das Vertrauen zerstört, dass es besser wird. Das spürt man. Es bringt die Menschen innerlich an ihre Grenzen. Schon beim ersten Beben haben viele Menschen Angehörige verloren und das wirft immer wieder Fragen auf: Warum steht dieses Haus noch, warum ist das andere in sich zusammengefallen? Es ist eine grosse Verzweiflung zu spüren. Die Leute haben Panik, dass es wieder passieren könnte. Auf ein Erdbeben kann man sich nicht vorbereiten.
Es fühlt sich an, wie wenn man auf dem Meer stehen würde, aber man steht auf festem Grund.
Diese beiden Beben waren etwas weniger stark als die Beben vor zwei Wochen. Wie muss man sich das vorstellen?
Es ist komisch, dies zu beschreiben, es ist ein ganz tiefes Geräusch aus der Erde. Es fühlt sich an, wie wenn man auf dem Meer stehen würde, aber man steht auf festem Grund. Alles bewegt sich, man kann das Gleichgewicht verlieren.
Die Geräusche kommen nicht nur aus der Erde, sondern sie auch von Häusern, die sich bewegen und in sich zusammenstürzen. Das ist schockierend und macht grosse Angst. Auch am Montagabend war es wieder dunkel. Es gibt momentan weiterhin sehr wenig Licht in der Strasse. Es ist sehr traumatisierend für alle Beteiligten.
Die neuen Beben waren auch in Syrien, Ägypten und im Libanon spürbar. Was wissen Sie über das Ausmass der neuen Schäden dort?
Ich habe mit Kollegen in Idlib in Syrien gesprochen. Auch dort sind wieder Gebäude eingestürzt. Die syrischen Ortschaften sind noch viel schwieriger zu erreichen als zum Beispiel Antakya. Die Menschen sind abgeschottet.
Das Gespräch führte Isabelle Maissen.