Nach den schweren Beben in der Türkei und in Syrien liegt die Zahl der bestätigten Todesopfer inzwischen bei über 44'000. Zehntausende Menschen sind obdachlos geworden und dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Für Hilfsorganisationen ist die Arbeit gerade in Syrien schwierig. Sie riskieren, gegen internationale Sanktionen zu verstossen, die gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad verhängt wurden. Die USA haben die Sanktionen deshalb nun teilweise ausgesetzt.
Die Sanktionen behindern die humanitäre Hilfe.
Zurecht, sagt Mirjana Spoljaric Egger. Sie ist Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). «Das ist sicher ein wichtiger Schritt und es soll in diese Richtung gehen. Wenn wir sicherstellen möchten, dass wir nicht noch weiteren Schaden anrichten, dann müssen wir Sanktionen teilweise aussetzen. Wir sehen, dass die Sanktionen die humanitäre Hilfe behindern.»
Gegenüber Radio SRF fordert die IKRK-Präsidentin auch die Entpolitisierung humanitärer Hilfe und finanzielle Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft.
Mirjana Spoljaric Egger ist soeben aus der syrischen Stadt Aleppo zurückgekehrt. Die Menschen müssten in der ohnehin tragischen Situation durch den Krieg eine weitere Tragödie ertragen, sagt die IKRK-Präsidentin.
«Die Menschen haben sehr wenig Reserve, um mit diesem Erdbeben umzugehen. Die Häuser waren schon vorher durch den Bürgerkrieg beschädigt oder die Menschen sind schon vor dem Konflikt geflohen. Sie wohnten in temporären Unterkünften, die sie schon wieder verloren haben», so Spoljaric.
Das IKRK ist seit über zehn Jahren in Syrien stationiert. Als das Erdbeben vor fast zwei Wochen einsetzte, konnte das IKRK in Partnerschaft mit dem Syrischen Roten Halbmond auf dringende Not in mehreren Städten schnell reagieren. In den kommenden Tagen wird die Organisation Hilfsgüter an Zehntausende weitere Haushalte verteilen und ihre Versorgung für Gesundheitszentren erhöhen.