- Wegen ihrer Arbeit im Journalismus sitzen weltweit laut einer Erhebung mindestens 387 Männer und Frauen im Gefängnis.
- Das geht aus der Jahresbilanz der Pressefreiheit hervor, welche die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) am Montag veröffentlicht hat.
- Mehr als die Hälfte dieser Inhaftierten verteilt sich demnach auf nur fünf Länder: China, Saudi-Arabien, Ägypten, Vietnam und Syrien.
54 Journalisten gelten nach Angaben von RSF derzeit als entführt, 4 seien 2020 verschwunden. Einige von ihnen hätten einfach nur über Corona berichtet.
Mehr als 130 Medienschaffende in allen Teilen der Welt seien seit dem Frühjahr wegen ihrer Berichterstattung zur Corona-Krise willkürlich verhaftet worden, so Reporter ohne Grenzen, «viele nur für Stunden oder wenige Tage, andere für Wochen. Aktuell sind noch mindestens 14 von ihnen im Gefängnis».
Berichterstattung über Corona im Visier
Regierungen in allen Teilen der Welt versuchten, eine unabhängige Berichterstattung über die Corona-Krise und ihre Folgen zu unterdrücken. Mehr als 370 meist kürzere Verhaftungen gab es in Belarus seit der umstrittenen Präsidentenwahl.
«Die sehr hohe Zahl inhaftierter Journalistinnen und Journalisten weltweit wirft ein grelles Schlaglicht auf die aktuellen Gefahren für die Pressefreiheit», sagte die Vorstandssprecherin der Organisation, Katja Gloger.
Prozesse, Haft, Misshandlung
«Viel zu viele Regierungen reagieren auf Proteste, Missstände oder eine Krise wie die Covid-19-Pandemie mit Repressalien gegen die Überbringerinnen und Überbringer der schlechten Nachrichten. Hinter jedem einzelnen dieser Fälle steht das Schicksal eines Menschen, dem Strafprozesse, lange Haft und oft Misshandlung drohen, weil er sich Zensur und Repression nicht gebeugt hat.»
Zum Stichtag 1. Dezember sassen dieses Jahr nur zwei Medienschaffende weniger im Gefängnis als zum selben Zeitpunkt 2019, als diese Zahl das dritte Mal in Folge deutlich gestiegen war und mit 389 einen Höchststand erreicht hatte.
Todesstrafe droht
Allein die Zahlen inhaftierter Journalistinnen und Journalisten in China (117 Inhaftierte), Saudi-Arabien (34), Ägypten (30), Vietnam (28) und Syrien (27) summieren sich auf 61 Prozent aller Fälle weltweit.
42 der derzeit inhaftierten Medienschaffenden weltweit (11 Prozent) sind Frauen. Das sind 35 Prozent mehr als vor einem Jahr. Besonders viele Journalistinnen (jeweils 4) sitzen in Belarus und im Iran im Gefängnis.
Fünf Journalisten drohte zum Stichtag 1. Dezember akut die Vollstreckung ihrer Todesstrafen: Vier von ihnen sind in der Gewalt von Rebellen im Jemen, den Blogger Ruhollah Sam liess die Justiz in Iran am vergangenen Samstag hinrichten.