Schlamm, Wut und Tränen: Vor allem für die spanischen Medien ist der Besuch von König Felipe VI. in einem überschwemmten Gebiet «ein gefundenes Fressen», wie SRF 4 Newsredaktor Silvan Zemp sagt. In den grossen spanischen Zeitungen und beim staatlichen Radio- und Fernsehen drehe sich alles um die Flutkatastrophe und um die Reaktionen auf den Besuch des Königspaars. Nebenbei: Auch auf SRF News ist der Artikel über die Wut der Menschen der meistgelesene heute Morgen.
Aggressive Untertanen: Als das Königspaar und einige Politiker am Sonntag einen Rundgang in der Ortschaft Paiporta beginnen wollten, wurde die Wut der Bevölkerung deutlich. «Das Königspaar war voller Schlamm und Königin Letizia war den Tränen nahe», so Zemp. Der ebenfalls anwesende spanische Premier Pedro Sánchez sei von einem Stock getroffen und schliesslich zum Schutz in ein Auto gebracht worden. Wie die Medien berichten, hätten die Anwesenden ihrer Wut freien Lauf gelassen und die Autos der Delegation mit Fusstritten oder Regenschirmen traktiert.
Verständliche Empörung: «El País» schreibt, die Empörung der Bevölkerung sei zwar verständlich und die Risiken des Besuchs seien offensichtlich gewesen. Man könne sich fragen, ob der Besuch eine gute Idee war. Gleichzeitig wäre es aber kontrovers gewesen, wenn niemand das Gebiet besucht hätte. Trauer und Nachlässigkeit könnten die Gewaltausbrüche zwar erklären, aber nicht rechtfertigen, so die Zeitung «El País».
Gefühl der Hilflosigkeit: Die Zeitung «El Mundo» schreibt, dass der Gewaltausbruch das Gefühl der Hilflosigkeit zeige, das von der ersten Minute an in der Bevölkerung geherrscht habe. Weiter schreibt «El Mundo» von einer «ineffizienten Staatsverwaltung». Die Regierung habe unzureichend reagiert und das habe für Beunruhigung gesorgt.
Vermutungen zur Urheberschaft: Sánchez vermutet Rechtsextreme hinter diesen Vorfällen, wie die «El País» schreibt. Der Premier sagte laut der Zeitung weiter, dass man sich nicht von der Gewalt einiger Randgruppen ablenken lassen wolle. Allgemein habe Sánchez gegenüber den Medien auch Fehler eingeräumt, jedoch habe er darum gebeten, sich jetzt auf die Notlage zu konzentrieren. Nachlässigkeiten könne man später noch analysieren.