Ein Zeichen der Geschlossenheit sollte vom G7-Gipfel ausgehen: der Westen geeint für Demokratie und Rechtsstaat, geeint gegen Russland, China und andere Autokratien.
In Bildern und Worten ist das gelungen. Kein Eklat, der nach aussen gedrungen wäre; stattdessen sieben Staats- und Regierungschefs gut gelaunt und Arm in Arm vor bayerischer Alpenkulisse.
Die Unterstützung für die Ukraine soll ausgebaut werden, ebenso die Sanktionen gegen Russland. Schliesslich haben die G7 den Ukraine-Krieg zum Gradmesser des eigenen Einflusses gemacht.
In der Weltpolitik zählen nicht nur die Wohltaten, es zählt auch die schiere Stärke. In Asien und Afrika beobachtet man sehr genau, wer im Ukraine-Krieg die besseren Karten hat.
Es braucht Wohltaten und Überzeugungsarbeit
Genauso aber sind Wohltaten und Überzeugungsarbeit vonnöten, wenn der Westen die Weltordnung auch in Zukunft prägen will, wenn er sein Gesellschaftsmodell als Richtschnur für Friede und Freiheit beliebt machen will.
- Der chinesischen Investitionsoffensive «Neue Seidenstrasse» machen die G7 mit einem 600-Milliarden-Dollar-Plan für Infrastruktur-Projekte in Asien und Afrika Konkurrenz.
- Gezielt gefördert werden soll die Energiewende in armen Länder rund um den Globus. Mit der Schaffung eines «Klima-Clubs» sollen möglichst viele Staaten für einen ambitionierten Klimaschutz gewonnen werden.
- Gegen den Hunger in armen Ländern sollen 5 Milliarden Dollar bereitgestellt werden.
Die G7 wurden einst als Gremium zur Bewältigung der Öl- und Weltwirtschaftskrise von 1973 gegründet. Heute stehen sie vor einer Multikrise: Ukraine-Krieg, Konfrontation mit Russland und China, Energie- und Lebensmittelknappheit, Klimaerwärmung.
Mehr denn je hängt in der Multikrise alles mit allem zusammen; die Lösung eines Problems verstärkt mitunter ein anderes.
Der Widerstand der Ukraine gegen den russischen Überfall hat die Energiepreise in die Höhe schnellen lassen. Die hohen Energiepreise mögen gut sein für den Klimaschutz, freilich bringen sie die Weltwirtschaft ins Taumeln.
Nächster G7-Gipfel findet 2023 in Hiroshima statt
Krisenkompetenz dürfte also auch beim nächsten G7-Gipfel gefragt sein. Der japanische Premierminister Fumio Kishida wird ihn 2023 in Hiroshima austragen, jener Stadt, die 1945 von den USA mit dem ersten Abwurf einer Atombombe zerstört wurde.
Ein G7-Gipfelort als unmissverständliche Warnung vor einem neuerlichen Atomkrieg.