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Israel marschiert im Süden Libanons ein
Aus Tagesschau vom 01.10.2024.
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Bodenoffensive in Libanon Die blutige Katastrophe hat sich lange angekündigt

Was Israel in Libanon macht, muss man aus verschiedenen Perspektiven anschauen.

Aus der israelischen Perspektive hat dieser Krieg mit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 begonnen. An keinem Tag seit dem Ende des Holocaust wurden so viele Jüdinnen und Juden ermordet wie vor einem Jahr.

Als die Hisbollah am Tag danach begann, Israels Norden mit Raketen zu beschiessen und damit 60'000 Israeli dauerhaft aus ihren Häusern vertrieb, war für Israels Regierung klar: Mit diesem Terror muss endgültig Schluss sein.

Aus der palästinensischen Perspektive dauert dieser Krieg ununterbrochen an seit der Staatsgründung Israels 1948, welche die Vertreibung Hunderttausender Palästinenserinnen und Palästinenser zur Folge hatte, und die palästinensische Bevölkerung zu einem Leben unter israelischer Besatzung zwang.

Und aus der libanesischen Perspektive knüpft dieser Krieg an den Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 an, in den sowohl militante Palästinenser als auch Israel eingriffen. Mit der israelischen Invasion Libanons 1982 entstand die Hisbollah, die mit der Finanzierung Irans bis heute die Auslöschung Israels zum Ziel hat.

Verhärtete Fronten

Kein Staat kann auf die Dauer mit Nachbarn wie der Hamas und der Hisbollah leben. Das weiss man jedoch nicht erst seit dem 7. Oktober 2023. Die blutige Katastrophe, die sich jetzt in Israel, im Gazastreifen, im Westjordanland und in Libanon vor unseren Augen abspielt, war schon lange angekündigt, spätestens seit dem Scheitern der Oslo-Friedensverhandlungen vor 24 Jahren.

Die internationale Gemeinschaft, allen voran die USA und Europa, wussten danach nicht mehr weiter. Palästinenser und Israeli verloren die Hoffnung, die Fronten verhärteten sich.

Nährboden für Eskalation

In Libanon wurde die Hisbollah trotz entsprechender UNO-Resolution nicht entwaffnet. Die Hamas baute ein Raketenarsenal, die Hisbollah wurde zur hochgerüsteten Armee im komplett maroden Staat. Israels Regierung führte alle paar Jahre Krieg gegen die radikal-islamistischen Gruppierungen und baute im besetzten Westjordanland weiter Siedlungen auf Land, auf dem die internationale Gemeinschaft einst einen palästinensischen Staat errichten wollte.

Alle wussten: Weder Israeli noch Palästinenser konnten auf die Dauer so weiterleben. Alle wussten, dass Libanon und auch Syrien «failed states» sind, in denen sich bewaffnete Gruppierungen ausbreiteten mithilfe regionaler Akteure wie Iran.

Ein Krieg mit Ansage

Israels Regierung glaubt, nun ein für allemal mit all diesen Gefahren aufräumen zu können. Zehntausende sind seit dem 7. Oktober 2023 bereits getötet und verwundet, Hunderttausende vertrieben worden, und jetzt hat ein neuer Libanonkrieg begonnen. Ein Krieg, auf den sich Israel seit dem letzten Libanonkrieg 2006 vorbereitet hat.

Israels Premier Netanjahu sieht sich als Retter der Welt vor dem Terrorismus. Alle wissen, dass Terrorismus nicht mit Gewalt allein zu besiegen ist. Erst recht nicht in einer so komplexen Region wie dem Nahen Osten. Diese bittere Erfahrung haben doch die USA bereits mehrfach gemacht. Die internationale Gemeinschaft warnt seit Monaten eindringlich vor einer weiteren Eskalation der Gewalt.

Wie viel Eskalation braucht es noch, bis jemand das Blutvergiessen stoppt?

Susanne Brunner

Leiterin Auslandredaktion

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Susanne Brunner war für SRF zwischen 2018 und 2022 als Korrespondentin im Nahen Osten tätig. Sie wuchs in Kanada, Schottland, Deutschland und in der Schweiz auf. In Ottawa studierte sie Journalismus. Bei Radio SRF war sie zuerst Redaktorin und Moderatorin bei SRF 3. Dann ging sie als Korrespondentin nach San Francisco und war nach ihrer Rückkehr Korrespondentin in der Westschweiz. Sie moderierte auch das «Tagesgespräch» von Radio SRF 1. Seit September 2022 ist sie Leiterin der Auslandsredaktion von Radio SRF.

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Weitere Informationen finden Sie auf der Seite der Glückskette

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Info 3, 01.10.2024, 17:00 Uhr

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