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Brände in Kalifornien Angst vor erneuten starken Winden – die Situation in Los Angeles

In Los Angeles wüten die heftigen Brände weiter. Die Feuerwehr sieht die Gefahr nicht gebannt. Alles zur aktuellen Lage.

Wettlauf mit der Zeit: Mit einem Grossaufgebot an Helferinnen und Helfern gehen die Behörden in Südkalifornien weiter in die Offensive gegen die verheerenden Brände. Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, kündigte die Mobilisierung von weiteren 300 Feuerwehrleuten an. Damit seien jetzt über 15'000 hilfskräfte in den Gefahrenzonen im Einsatz, teilte Newsom mit. Die Zahl der bestätigten Todesfälle stieg auf 24, weitere Menschen werden noch vermisst. Mehr als 100’000 Bewohner mussten ihre Häuser verlassen und dürfen weiterhin nicht zurück.

Langsame Fortschritte: Das «Palisades Fire», das ganze Strassenzüge des Stadtteils Pacific Palisades verwüstete, hatte nach Behördenangaben bis Sonntagabend (Ortszeit) eine Fläche von knapp 96 Quadratkilometern – rund die Hälfte der Fläche des Kantons Appenzell Innerrhoden – erfasst und war zu 14 Prozent eingedämmt. Das «Eaton Fire» nordöstlich von Los Angeles brannte auf einer Fläche von etwa 57 Quadratkilometern und ist zu 33 Prozent unter Kontrolle. Fortschritte gab es beim vergleichsweise kleinen «Hurst Fire». Dieses ist laut der Brandschutzbehörde inzwischen zu 89 Prozent eingedämmt.

Stärkere Winde prognostiziert: Der US-Wetterdienst sagte bis Mittwochabend (Ortszeit) wieder stärkere Winde voraus und warnt vor «extremer» Feuergefahr. Durch den Wind könnten sich die Brände «explosionsartig» ausbreiten, hiess es. Es wird befürchtet, dass sie die Flammen in die Richtung weiterer Stadtbezirke wie Brentwood treiben könnten. Für grosse Teile Südkaliforniens gilt eine sogenannte «Red Flag»-Warnung für starke Winde. Für einige Regionen wurde sogar die höchste Warnstufe mit Böen von mehr als 110 Kilometern pro Stunde und extremer Feuergefahr ausgerufen. Erst ab Donnerstag sollten die Winde deutlich abflauen und die Temperaturen abkühlen.

Oscar-Nominierungen wegen Grossbränden erneut verschoben

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Die verheerenden Brände in Los Angeles haben die Oscar-Akademie veranlasst, die Bekanntgabe der Nominierungen für die Filmpreise erneut zu verschieben. Ursprünglich sollten die Kandidatinnen und Kandidaten für Hollywoods höchsten Filmpreis am Freitag, 17. Januar, bekannt gegeben werden. Dieser Termin wurde letzte Woche wegen der Brände auf den 19. Januar verschoben. Nun eine weitere Verschiebung – erst am 23. Januar sollen die Nominierungen bekannt gegeben werden. Die Preisverleihung ist für den 2. März in Hollywood geplant.

Menschen blieben zurück: Die Menschen mussten fliehen – und einige blieben zurück, um ihre zum Teil seit Jahrzehnten bewohnten Häuser zu retten. Einige von ihnen waren erfolgreich, andere sind jetzt unter den Toten. Den neuen Angaben zufolge starben bei dem «Eaton»-Brand in der Nähe von Altadena und Pasadena 16 Menschen – und 8 weitere im westlichen Pacific Palisades.

Biden kündigt Soforthilfe an: Präsident Joe Biden kündigte derweil Soforthilfen von je 770 Dollar (rund 705 Schweizer Franken) für die Betroffenen an. Dabei gehe es um eine schnelle Unterstützung zum Kauf etwa von Babynahrung oder Medikamenten, hiess es in US-Medien. Rund 6000 Menschen hätten diese Soforthilfe bislang beantragt. Bereits vergangene Woche hatte Biden die betroffene Region zum Katastrophengebiet erklärt. Dadurch können Gemeinden und Überlebende sofort Bundesmittel für den Wiederaufbau beantragen.

Langwieriger Wiederaufbau: Für den teuren und langwierigen Wiederaufbau der zerstörten Gebiete möchte Gouverneur Newsom zusätzliche Finanzmittel bereitstellen. Der Demokrat stellte am Montag staatliche Zuwendungen von mindestens 2.5 Milliarden US-Dollar in Aussicht. «Kalifornien wird einen Marshall-Plan organisieren, um Los Angeles dabei zu helfen, schneller und besser wieder aufzubauen», teilte Newsom mit. Die Trümmer in den verwüsteten Strassenzügen wegzuräumen, könnte nach Schätzung von Newsom sechs bis neun Monate dauern. Nach bisherigen Angaben wurden mehr als 12'000 Gebäude zerstört oder beschädigt.

Musk, Filmstudios und Sportteams: Alle wollen helfen

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Tech-Milliardär Elon Musk will den betroffenen Gebieten kostenloses Internet über das Satellitensystem Starlink anbieten. Dafür sollen Starlink-Empfangsanlagen mit offenem WLAN dort platziert werden, wo sie am meisten benötigt würden, schrieb der Chef der Weltraumfirma SpaceX auf seiner Online-Plattform X. Zur Stromversorgung sollen «Cybertruck»-Elektroautos des von Musk geführten Autobauers Tesla dienen. 

Die grossen Hollywoodstudios haben bereits Millionenbeträge an Rettungskräfte und Hilfsorganisationen gespendet. Amazon, Universal und Netflix stellten nach eigenen Angaben jeweils zehn Millionen Dollar bereit. Disney hatte bereits am Freitag eine Spende in Höhe von 15 Millionen Dollar angekündigt. Medienberichten zufolge hat Warner Brothers die gleiche Summe zugesagt. Ausserdem habe Sony fünf Millionen Dollar gespendet, berichten «Variety» und «The Hollywood Reporter». Die Gelder fliessen unter anderem an die kalifornische Feuerwehr und das Rote Kreuz.

Zur Unterstützung der Brandopfer wollen auch die grossen Sportteams aus der Metropole insgesamt acht Millionen US-Dollar spenden. Betroffene Menschen sollen zudem an drei Stadien in der Stadt – dem Baseball-Stadion der Los Angeles Dodgers, dem Fussballstadion von Los Angeles FC und dem Football-Stadion der Los Angeles Rams und Los Angeles Chargers – Sachspenden entgegennehmen können. Daneben engagieren sich auch mehrere Basketball-Teams und Fussballmannschaften.

SRF 4 News, 12.01.2025, 8:00 Uhr ; 

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