Die schweren Waldbrände im Süden des US-Bundesstaats Kalifornien halten an. Den Feuerwehrleuten gelang es bislang nicht, die Feuer unter Kontrolle zu bringen. Die Behörden melden bisher 24 Todesopfer, Zehntausende mussten ihre Häuser verlassen und sich in Sicherheit bringen. Die kurzfristigen Folgen dieser Katastrophe sind nicht zu übersehen. Doch auch langfristig haben solche Feuer Auswirkungen auf den Klimawandel. Ein Wissenschaftler schätzt ein.
SRF News: Was geht Ihnen bei den Bildern aus Kalifornien durch den Kopf?
Manuel Helbig: Es ist schon sehr besorgniserregend, auch weil es nicht das erste Mal ist. Generell sind Waldbrände immer schon Teil des Erdsystems gewesen. Nun aber wird deutlich, dass sie vor allem häufiger und eben auch wesentlich extremer passieren.
Welchen Einfluss haben solche Brände allgemein auf den Klimawandel?
Direkten Einfluss auf den Klimawandel haben diese Brände, indem CO₂ freigesetzt wird, das die Wälder zuvor aus der Atmosphäre entnommen und gespeichert haben. Die deshalb erhöhte CO₂-Konzentration in der Atmosphäre verstärkt wiederum den Klimawandel.
Warum sorgt eine veränderte Vegetation für eine Erwärmung?
Die Vegetation hat mehrere Funktionen in Bezug zum Klima. Die eine ist die CO₂-Fixierung. Die Vegetation, also Wälder, Gräser oder Moore, nimmt CO₂ auf. Wie viel CO₂ sie aufnehmen kann, hängt vom Klima ab. Ändert sich das Klima, kann es auch sein, dass das ganze CO₂ durch die Brände wieder zurückgesetzt wird.
Wälder absorbieren die Sonnenstrahlung, die unsere Luft erwärmt.
Entscheidend ist auch der Wasserkreislauf in diesen Ökosystemen. Vielerorts wird es trockener. Das hängt davon ab, wie viel Wasser etwa ein Wald an die Atmosphäre verliert und für wie lange. Ist es ganz trocken, kann es schnell zu Waldbränden kommen. Ebenfalls wichtig ist die Erdoberfläche. Wälder absorbieren die Sonnenstrahlung, die unsere Luft erwärmt. Wird ein Wald nach einem Brand durch einen nachwachsenden Wald ersetzt, ändert sich auch die Farbe oder Eigenschaft dieses Ökosystems. Es kann dann entweder mehr oder weniger Sonnenstrahlung absorbieren, was auch lokal und regional zu unterschiedlichen Klimaauswirkungen führen kann.
Im kanadischen Nadelwald stellten Sie nach Waldbränden einen Temperaturanstieg um im Schnitt 0.27 Grad fest. Was macht das für einen Unterschied?
Das hört sich natürlich erst mal nach wenig an. Schaut man aber auf das globale Ziel, die Erderwärmung auf 1.5 Grad zu beschränken, dann sind 0.27 Grad fast schon ein Sechstel davon. In diesem Hinblick sind selbst 0.1 bis 0.3 Grad Temperaturunterschied eben doch schon ganz schön viel.
Die vermehrten Waldbrände und deren Intensität haben damit zu tun, dass sich das Klima so schnell ändert.
Waldbrände tragen also zum Klimawandel bei. Gleichzeitig begünstigt die Klimaerwärmung eine Zunahme von Waldbränden. Ein Teufelskreis?
Ja. Das Wichtige ist, diesen Teufelskreis zu unterbrechen. Wir haben schon die Möglichkeiten dazu, etwa indem wir Bedingungen schaffen, durch die solche Waldbrände nicht so ausser Kontrolle kommen können. Die vermehrten Waldbrände und auch deren Intensität haben damit zu tun, dass sich das Klima so schnell ändert und die Temperaturen wärmer werden. In der Folge geht mehr Wasser vom Wald in die Atmosphäre, die Wälder sind trockener. Haben sie zu bestimmten Perioden mehr Wasser, können sie auch schneller wachsen. Das heisst mehr Biomasse, mehr Brennstoff, der dann austrocknet. Da kann dann eben auch zu mehr Feuern führen. Stoppen können wir dies mehr oder weniger, indem wir auch die Erwärmung stoppen, also weniger Treibhausgase emittieren und so diesen Zyklus unterbrechen.
Das Gespräch führte Christina Scheidegger.