Darum geht es: Rishi Sunak ist neuer Premierminister des Vereinigten Königreichs. König Charles III. hat den 42-Jährigen im Buckingham-Palast mit der Regierungsbildung beauftragt. Zuvor hatte Charles in einer Audienz Sunaks Vorgängerin Liz Truss formell aus dem Amt entlassen.
Das ist der neue britische Premier: Rishi Sunak ist der erste Premierminister Grossbritanniens, der mehr Geld hat als der König. In einer chaotischen Zeit übernimmt mit dem verheirateten Vater zweier Töchter erstmals ein Mann die Regierungsgeschäfte, der Hindu ist und dessen Eltern indischer Abstammung sind. Ausserdem ist er bereits der dritte Premierminister innerhalb von zwei Monaten und der jüngste Regierungschef seit mehr als 200 Jahren.
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Bild 1 von 4. König Charles III. heisst Rishi Sunak auf dem Buckingham Palace willkommen und ernennt ihn formell zum neuen Premierminister Grossbritanniens. Bildquelle: Keystone/Aaron Chown/Pool photo via AP.
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Bild 2 von 4. Nur der Monarch hat das Recht, den britischen Premier zu ernennen. Sunak ist der dritte Premierminister innerhalb von zwei Monaten. Bildquelle: Keystone/Aaron Chown/Pool photo via AP.
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Bild 3 von 4. Zuvor hatte Charles III. bereits Rishi Sunaks Vorgängerin Liz Truss bei einer Audienz aus dem Amt entlassen. Bildquelle: Yui Mok/Pool via REUTERS.
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Bild 4 von 4. Er wolle den angerichteten Schaden reparieren, sagte der neue Premierminister Rishi Sunak bei seiner ersten Rede vor der Downing Street 10. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Alastair Grant.
Das sagte Sunak bei seinem Amtsantritt: Der neue Premier hat seiner Vorgängerin Truss Fehler vorgeworfen und seinem Land die Lösung der aktuellen Probleme versprochen. «Es wurden Fehler gemacht», sagte der frisch ernannte Regierungschef in seiner ersten Ansprache an die Nation. Er wolle den Schaden reparieren, sagte Sunak. Er versprach seinem Land mehr Stabilität in einer «ernsthaften Wirtschaftskrise». Dafür müssten jedoch auch «schwierige Entscheidungen» getroffen werden.
Das sagen die Medien: Die britischen Zeitungen zeigen sich im Tenor erleichtert – und hoffen, dass der neue Mann an der Regierungsspitze Grossbritannien endlich wieder in ruhigere Gewässer steuert. Doch es gibt auch kritischere Töne: «Die letzte Hoffnung» titelt etwa «Daily Mail». Die Konservativen müssten nun Einigkeit zeigen – «oder sterben». Laut dem «Guardian» zeigt sich die hindustämmige Gemeinschaft euphorisch – erstmals regiert ein indischstämmiger Premier das ehemalige Empire. So schreibt etwa «London Playbook», Grossbritannien erlebe seinen «Obama-Moment». Der «Daily Telegraph» blickt voraus und schreibt, dass einige Konservative wohl ihre Axt schärfen würden «für die nächste Exekution». Einfach wird es für Sunak nicht.
Sunak lebt in einer gehobenen, exquisiten Welt, ist aber bemüht, andere Welten zu verstehen.
Privilegierter Mann: Rishi Sunak hat als Hedgefonds-Manager gearbeitet und ist mit einer der reichsten Frauen der Welt verheiratet. Seine privilegierte Herkunft ist überall ein Thema. Laut Umfragen kommt den Britinnen und Briten als erstes Adjektiv zu Sunak in den Sinn: reich. Doch offenbar unternahm der neue Premier in seinem Wahlbezirk in Yorkshire auch Versuche, die Nöte der einfachen Menschen kennenzulernen. «Er soll dort regelmässig in Gummistiefeln Bauern besuchen, um ihre Probleme mit der Milchwirtschaft oder der Schafzucht zu verstehen», sagt der Korrespondent von SRF in London, Patrik Wülser. «Sunak lebt in einer gehobenen, exquisiten Welt, ist aber bemüht, andere Welten zu verstehen.»
Das wartet auf Rishi Sunak: Der neue Premier erbt einen Haufen Probleme von seinen Vorgängern. Er muss das Vertrauen der Märkte zurückgewinnen und seine zerstrittene Konservative Partei wieder einen. «Er wird noch einige schmerzhafte Massnahmen verkünden müssen», sagt Wülser. So wird etwa rasch ein neues Budget erwartet. «Hilfreich könnte sein, wenn Sunak seine Politik weniger ideologisch angeht als seine Vorgängerin – und sich nicht nur mit treu ergebenen Gleichgesinnten umgibt, sondern mit klugen Köpfen aus allen Himmelsrichtungen», stellt der Korrespondent fest. Tauscht Sunak im Kabinett allerdings zu viele Minister aus, könnte er sich neue Feinde machen.