Bilaterale Verstimmungen: Grossbritannien und die USA unterhalten seit dem Zweiten Weltkrieg eine enge Freundschaft – eine «special relationship», wie sie der legendäre britische Premierminister Winston Churchill einst nannte. In den letzten Jahren wurde das Verhältnis zwischen London und Washington aber strapaziert: Die Beziehung zwischen Ex-Präsident Donald Trump und Premierministerin Theresa May galt als unterkühlt. Während der skandalträchtigen Regierungszeit von Boris Johnson kam es ebenfalls nicht zur grossen Annäherung. Die Amtszeit von Liz Truss blieb ein Intermezzo.
Harziger Beziehungsstart: Auch zwischen Rishi Sunak und Joe Biden ist bislang keine besondere Beziehung entstanden. Deutlich vor Augen ist noch, wie der US-Präsident jüngst bei seinem Besuch zum 25. Jahrestag des Karfreitagsabkommens in Nordirland den britischen Premier nur mit einem kurzen bilateralen Treffen in einer Hotel-Bar abspeiste – um anschliessend tagelang in Irland seine Abstammung von der Grünen Insel zu zelebrieren. Britische Medien waren irritiert. Scherzhaft hiess es, es sei weniger ein bilaterales Treffen als ein «Bi-Latte» gewesen, ein gemeinsam geschlürfter Coffee-to-go, mehr nicht.
USA hadern mit dem Brexit: Die US-Regierung unterstreicht immer wieder, dass es für Washington keinen engeren Verbündeten als Grossbritannien gebe. Doch Kritiker in London ätzen, die «special relationship» mit den USA bestehe derzeit vor allem auf dem Papier. Ein Grund für Bidens Skepsis ist der britische EU-Austritt von Grossbritannien. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Donald Trump, der den Briten einen raschen Handelspakt nach dem Brexit in Aussicht stellte, war Biden nie ein Fan des britischen EU-Austritts.
«Brexit stellte Wert der Beziehung für USA infrage»
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Andrea Christen, SRF-Korrespondent für die USA: «Diese ‹special relationship› zwischen den USA und Grossbritannien war nie auf Augenhöhe. Von Anfang an waren es die Amerikaner, die hier den Ton angaben – mit Grossbritannien als Juniorpartner. Joe Biden redete den Briten jüngst ins Gewissen, den Frieden in Nordirland nicht aufs Spiel zu setzen. Das sagte er in einer Rede sehr diplomatisch, im kleineren Rahmen wurde er deutlicher. Biden ist auch nicht der erste US-Präsident, der nach Grossbritannien geht und den Briten quasi Vorhaltungen macht. Barack Obama etwa warnte sie 2016 in London vor dem Brexit. Das Brexit-Drama hat für Washington den Wert dieser speziellen Beziehung infrage gestellt. Eine Stabilisierung ist unter dem neuen Premierminister Rishi Sunak aber sicher hochwillkommen.»
Grosse Skepsis in Grossbritannien: Der US-Präsident und der britische Premier treffen sich schon zum vierten Mal in vier Monaten. Der britischen Regierung liegt viel daran, diese Tatsache zu betonen. Die Skepsis in London ist trotz blumiger Worte gross. «Es ist eine einfache strategische Tatsache, dass der Brexit einen britischen Premierminister für Washington weniger nützlich macht», kommentierte «Guardian»-Kolumnist Rafael Behr. Lange Jahre hatte Washington via London Zugang zum inneren Kreis der Macht in der EU. Nun hat Grossbritannien an Gewicht verloren.
«Pragmatiker Sunak soll Verhältnis normalisieren»
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Patrik Wülser, SRF-Korrespondent für Grossbritannien und Irland: «Offiziell auf der Traktandenliste stehen bei dem Treffen die Ukraine und die Gefahren der Künstlichen Intelligenz. Hinter den Kulissen geht es aber darum, Scherben zusammenzusammeln. Das Verhältnis zwischen Grossbritannien und den USA wurde in den letzten Jahren ziemlich erschüttert: der Brexit, das Nordirland-Protokoll und Boris Johnson mit seinen Eskapaden sind nur einige Stichworte. Rishi Sunak, dieser pragmatische, technokratische und höfliche Premierminister soll dieses Verhältnis nun wieder normalisieren. Als Gastgeschenk hat er das Buch eines Urahnen von Joe Biden aus Irland mitgebracht. Das steht symbolisch für Sunaks Mission.»
Krieg schweisst zusammen: Mittlerweile sollen sich die Beziehungen aber verbessert haben, betonen Diplomaten. Das liegt vor allem am hohen britischen Einsatz für die Ukraine. Immer wieder ist Sunak mit Waffenlieferungen vorgeprescht – seien es Kampfpanzer, Marschflugkörper mit höherer Reichweite oder der Aufbau einer «Kampfjet-Koalition». Anerkannt wird in Washington, dass Sunak nach den Skandalen seiner Vorgänger Liz Truss und Boris Johnson eine realistischere Politik verfolgt. So weiss der Premier, dass ein von den Brexit-Fans erhofftes Freihandelsabkommen mit den USA auf absehbare Zeit aussichtslos ist.
Biden und Sunak wollen vertiefte Zusammenarbeit
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Die USA und Grossbritannien wollen wirtschaftlich enger zusammenarbeiten. US-Präsident Joe Biden und der britische Premier Rishi Sunak haben beim ersten Besuch des Regierungschefs im Weissen Haus am Donnerstag die transatlantische Partnerschaft beider Länder beschworen.
Ziel ist es unter anderem, widerstandsfähige und breit gefächerte Lieferketten aufzubauen, sowie strategische Abhängigkeiten zu verringern. Bei Zukunftstechnologien wollen die beiden Staaten eine Führungsrolle einnehmen.
Premierminister Sunak warnte bei der gemeinsamen Pressekonferenz davor, dass Länder wie China und Russland bereit seien, geistiges Eigentum zu stehlen und Technologie für autoritäre Zwecken einzusetzen. Weiter ging es bei dem Treffen auch um die weitere Unterstützung der Ukraine, wie auch um die Regulierung von Künstlicher Intelligenz.
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