- Kurdische Kämpfer und Zivilisten haben mit dem Abzug aus der selbstverwalteten Grenzstadt Ras al-Ain begonnen.
- Sowohl die Kurden als auch das türkische Verteidigungsministerium bestätigten, dass ein Fahrzeug-Konvoi die Stadt verlassen habe.
- Der Abzug ist Teil der vereinbarten Feuerpause.
- Die fünftägige Waffenruhe dauert bis am Dienstag. Zu deren Einhaltung gibt es widersprüchliche Angaben.
Die von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) teilten mit, die umkämpfte Grenzstadt Ras al-Ain verlassen zu haben. «Wir haben keine Kämpfer mehr in der Stadt», schrieb ein SDF-Sprecher am Sonntag bei Twitter. Das türkische Verteidigungsministerium teilte am Sonntag ebenfalls mit, es verfolge den Abzug der YPG. Es gebe dabei «keinerlei Hindernisse».
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, dass sich rund 500 SDF-Kämpfer komplett aus Ras al-Ain zurückgezogen hätten. Zuvor seien Leichen und Verwundete aus dem Ort gebracht worden. Das türkische Verteidigungsministerium erklärte, ein Konvoi aus 55 Fahrzeugen sei nach Ras al-Ain hereingefahren. Danach habe ein Konvoi aus 86 Fahrzeugen die Stadt in Richtung Tall Tamar verlassen.
Gegenseitige Schuldzuweisung
Zuvor warfen sich die Parteien vor, die vereinbarte Waffenruhe nicht einzuhalten. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind allein am Samstag bei türkischen Luftangriffen 14 Menschen in Nordsyrien getötet worden. Das Verteidigungsministerium in Ankara warf der YPG vor, binnen 36 Stunden 14 Angriffe verübt zu haben. Zwölf der Angriffe mit leichten und schweren Waffen wie Raketen seien aus Ras al-Ain gekommen.
Erdogan hatte am Freitag bereits mit einer Wiederaufnahme der Offensive gedroht, sollte die YPG-Miliz bis Dienstagabend nicht wie vereinbart abgezogen sein. Laut Erdogan soll die «Sicherheitszone» eine Tiefe von 30 Kilometern haben und sich über 444 Kilometer bis an die irakische Grenze erstrecken.
Die SDF haben aber nur einer Waffenruhe für die 120 Kilometer zwischen den Grenzstädten Ras al-Ain und Tal Abjad zugestimmt, auf die sich die türkische Offensive konzentriert hat. Auch ist unklar, wie der syrische Machthaber Baschar al-Assad auf die Pläne für die «Sicherheitszone» reagiert.