Noch immer ragen zwei mächtige Betonstümpfe in den Himmel über Genua. Unglaublich, nicht möglich, unfassbar, sind dann die Worte, die einem zu Ohren und in den Sinn kommen. Sonst hört man nicht viel. Die Brücke und ihr Rauschen sind längst verstummt.
Einen Monat nach dem Unglück ist vieles unklar: Noch sind nicht alle Trümmer beseitigt, ganz zu schweigen vom Rest der Brücke. Hunderte Anwohner können nicht mehr in ihre Häuser zurück, die unter der Brücke liegen.
In den nächsten zwei Tagen will die italienische Regierung erklären, wie genau der Wiederaufbau in Genua geschehen soll. Laut dem Bürgermeister von Genua, Marco Bucci, soll schon Ende 2019 eine neue Brücke stehen.
Regierung streitet über den Wiederaufbau
Dabei stellt sich laut SRF-Korrespondent Franco Battel in Rom vor allem die Frage, wer die Brücke aufbauen soll. Doch: «Die Regierungspartner Lega und Movimento Cinque Stelle sind sich überhaupt nicht einig.»
Die Fünf-Sterne-Bewegung will die neue Brücke nicht in die Hände des Autobahnbetreibers Autostrade per l'Italia legen, den sie unmittelbar nach der Katastrophe als Schuldigen benannt hat. Währenddessen will die Lega den Bau rasch vorantreiben und Autostrade mit einbinden.
Untersuchungen gegen Betreiber und Beamte
Inzwischen suchen die Justizbehörden nach den Verantwortlichen des Desasters: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen rund 20 Personen sowie die Firma Autostrade per l'Italia, die von Benetton kontrolliert wird. Im Visier der Justiz sind Manager der privaten Autobahnfirma, aber auch um Beamte aus dem Verkehrsministerium in Rom.
Unklar ist auch, ob die noch stehenden Teile des Autobahnviadukts einsturzgefährdet sind. Um dies zu beurteilen, wurden Sensoren eingebaut, die mögliche Bewegungen überwachen.
«Klar ist auf jeden Fall: Die Brücke soll in den nächsten Wochen abgebrochen werden», so Korrespondent Battel. Noch aber sei unklar, wie das geschehen soll. In Diskussion dafür seien eine Sprengung oder eine Stück-für-Stück-Demontage.