- Die zwei deutschen Kanzlerkandidaten und die Kanzlerkandidatin haben bei ihrem zweiten TV-Triell rege diskutiert.
- Olaf Scholz von der SPD, Annalena Baerbock von den Grünen und Armin Laschet von der Union warben bei der Fernsehdebatte um die Gunst der Wählerinnen und Wähler.
- Teilweise lieferten sie sich einen scharfen Schlagabtausch. Diskutiert wurden mitunter die Themen Klima und Corona. Scholz wird dabei als Gewinner der Runde bezeichnet.
Der Dreikampf ums Kanzleramt ist ein Zweikampf geworden. Diesen Eindruck jedenfalls erweckte der zweite grosse TV-Schlagabtausch der Kanzlerkandidaten vor der Bundestagswahl. Es ging dabei deutlich lebendiger zu als beim ersten sogenannten Triell.
Laschet, der in den Umfragen zuletzt an Boden verlor, war bemüht, noch eine Trendwende einzuläuten. Dem Finanzminister Scholz schadete unlängst die neueste Aufregung um die Antigeldwäscheeinheit.
Scholz bedrängt durch Finanzskandale
Vor allem Scholz, dessen SPD die Umfragen seit mehreren Wochen überraschend anführt, geriet zu Beginn unter Druck. Das lag zum einen daran, dass das Moderationsduo seinen wunden Punkt betreffend Geldwäscherazzia und Wirecard gleich am Anfang ansprachen. Erst später wurde die Konkurrenz mit kritischen Fragen bedrängt.
Unionskandidat Laschet sah darin eine seiner letzten grossen Chancen und attackierte den SPD-Kandidaten. Scholz trage als Finanzminister die Verantwortung für Verfehlungen der Geldwäscheaufsicht, warf ihm Laschet energisch vor.
Der Vizekanzler wehrte sich aber heftig und zusehends genervt. Laschet warf er vor, bewusste Falschdarstellung in Umlauf zu bringen. Doch so richtig holte Scholz nicht zum Gegenangriff aus.
Scholz dennoch Sieger des Abends
In den Umfragen, die ARD und ZDF nach der Sendung präsentierten, schnitt der Vizekanzler trotzdem besser ab: überzeugender, kompetenter. Zwei Umfrage-Institute sahen Scholz als Gesamtsieger des TV-Triells.
In der Frage, wen die Bürgerinnen und Bürger am liebsten als Bundeskanzler oder -kanzlerin hätten, machte Laschet während der Sendung zumindest in der ZDF-Umfrage Boden auf den führenden Vizekanzler gut.
Scholz lag in der Kanzlerfrage dennoch weiter vorne. Auf Platz zwei und drei landeten nach der Debatte die Kanzlerkandidaten von Union und Grünen. Laschet konnte sich aber im Vergleich zur Befragung vor dem Schlagabtausch um viele Prozentpunkte verbessern.
Fast eine halbe Stunde lang ging es um Koalitionsoptionen und Skandale. Baerbock wollte sich im ersten Drittel der 90-minütigen Sendung nicht zwischen den Linken und der FDP entscheiden. Scholz schloss eine Koalition mit der Linken nicht aus und Laschet genauso wenig eine Juniorpartnerschaft unter SPD-Führung.
Danach wurden konkrete Sachthemen angesprochen. Die Twitter-Community kritisierte, dass es zu lange gedauert habe, bis es um Konkretes ging und beschrieb das erste Sendungsdrittel als «Schlammschlacht». Erst zur Halbzeit des Triells wurden Klimaschutz, Corona-Impfungen, Digitalisierung, die Zukunft der Krankenkassen oder die Rente angesprochen.
Am Schluss durften alle drei ein Schlusswort als Höhepunkt der Auseinandersetzung platzieren. In diesem zweiten TV-Triell aber kamen weder Scholz, Baerbock noch Laschet so lebhaft rüber, wie sie zuvor in der Diskussion aufgetreten waren.
Schon in einer Woche dürfen sich die drei erneut streiten: Sieben Tage vor der Wahl steigt das letzte grosse Triell. Das letzte Wort in diesem Schlagabtausch haben die Wählerinnen und Wähler.