Der süsslich-herbe Duft in der Lagerhalle ist atemberaubend. «Es riecht gut, man braucht das ätherische Öl von Hanf sogar in der Parfümerie», sagt Benjamin Cadet. Seine Angestellten schneiden die getrockneten Hanfblüten zurecht.
In den Gewächshäusern neben der Halle wachsen auf drei Hektaren rund 40'000 Hanfpflanzen. «Tangerine Sorbet», «Black Kush» – Cannabissorten mit schillernden Namen und THC-Gehalt von über 20 Prozent.
Sie werden für den medizinischen Gebrauch nach Deutschland und Israel exportiert. In Uganda selber ist der Konsum verboten. Die Plantage wird darum von der Polizei bewacht.
Gegen konservative Kreise durchgesetzt
Die Gewächshäuser seien fast vollständig automatisiert, erklärt Hanfbauer Cadet: «Die Bewässerung, die Belüftung, Sensoren, Kameras – die Pflanzen werden rund um die Uhr überwacht.»
Als der Cannabisexport in Uganda vor einigen Jahren legalisiert wurde, sass Cadet noch für die Regierungspartei im Parlament. Er erzählt, wie er sich gegen religiöse und konservative Kreise durchgesetzt hat: «Das Gesetz habe ich als Parlamentarier und Unternehmer eng begleitet. Nun kann ich die Früchte ernten.»
In Ugandas Hauptstadt Kampala treffen wir einen anderen Hanfbauern. Er will anonym bleiben, denn er baut illegal an. Das ist gefährlich: «Als mein Geschäft wuchs, nahmen auch die Drohungen zu. Ich weiss, ich verstosse gegen das Gesetz», sagt er.
Kein grosses Geschäft für Kleinbauern
Angefangen hatte der Kleinbauer mit einigen wenigen Pflanzen, unterdessen sind es rund 2000. Die Ernte findet im Familienkreis statt. Mit dem Verkauf verdient er rund 500 Franken jährlich. Ein nettes Extra – nach Abzug aller Schmiergelder: «Die Polizei, die Dorfvorsteher und Chiefs. Bei allen muss ich vorbeigehen.»
Der Kleinbauer würde lieber legal Cannabis anbauen. Doch die Lizenz ist teuer, der Anbau von medizinischem Cannabis zu komplex. Zahlreiche Regeln und Gesetze, etwa über den Zuschnitt der Cannabisblüten, erschweren den Export. Darum bleibt Benjamin Cadet vorerst der einzige lizenzierte Hanfbauer Ugandas.
Dank israelischen Partnern mit ausreichend Kapital konnte Cadet die nach eigenen Angaben grösste Hanfproduktion Afrikas aufziehen. Mittlerweile beschäftigt er 150 Leute aus den umliegenden Dörfern. Das erinnert an koloniale Zeiten: der Plantagenbesitzer, die günstigen Arbeitskräfte, der Export des Rohmaterials nach Europa.
Plantage mit wenig lokaler Wertschöpfung
Cadet würde gerne die lokale Verarbeitung stärken: «Mein Traum ist, die ganze Wertschöpfungskette hier zu haben. Etwa Hanföl herzustellen.» Doch das erlaubt das Gesetz bisher nicht.
Einige afrikanische Staaten haben in den letzten Jahren ihre Gesetze angepasst, um den Cannabisanbau zu erleichtern. Doch medizinisches Marihuana wird nicht so schnell zum Exportschlager.
Und selbst wenn – wie in Uganda: Es bleibt beim klassischen Modell der Plantagenwirtschaft in Afrika: Viele arbeiten dafür, nur wenige machen Geld damit.