- Vor dem geplanten Ende der Weltklimakonferenz in Glasgow heute Freitag legt der britische Vorsitz einen neuen Entwurf für die Abschlusserklärung vor.
- Darin wird erstmals die jahrelange Forderung armer Staaten aufgegriffen, einen Topf mit Finanzhilfen nach Schäden und Verlusten durch die Klimakrise einzurichten.
- Im Laufe des Tages dürfte sich entscheiden, ob das Mammuttreffen mit 40'000 Delegierten in die Verlängerung geht.
Bei den Forderungen des neuen Entwurfs zu den Finanzhilfen geht es etwa um Zerstörungen und erzwungene Umsiedlungen nach Dürren, Sturmfluten oder Wirbelstürmen, die infolge der Erderhitzung zunehmen.
Die Passage findet sich in dem Dokument, das der britische Vorsitz der COP26 in Glasgow veröffentlicht hat. Darin werden die Staaten aufgefordert, in diese neue «Fazilität» einzuzahlen. Es gibt aber keine Verpflichtung dazu, und auch konkrete Summen werden nicht genannt.
Das ist so, als wenn der Brandstifter dem Eigentümer des zerstörten Hauses sagt: Ich zahle aber nur den Architekten für den Neubau.
Der Klimaexperte von Oxfam, Jan Kowalzig, kritisierte, dass der neue Topf nur technische Unterstützung nach Schadensereignissen bereitstellen, aber nicht den kompletten Schaden begleichen soll. «Das ist so, als wenn der Brandstifter dem Eigentümer des zerstörten Hauses sagt: Ich zahle aber nur den Architekten für den Neubau.»
Am Ende der Weltklimakonferenz, planmässig für Freitagabend angesetzt, müssen die rund 200 Staaten den finalen Erklärungstext gemeinsam offiziell beschliessen. Frühere Konferenzen waren meist ins Wochenende verlängert worden.
Mahnende Worte von Antonio Guterres
Vor dem Endspurt hatte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres die rund 200 Staaten nochmals ermahnt, in den Verhandlungen mehr Ehrgeiz und Kompromissbereitschaft zu zeigen. Zudem müssten alle Länder schnell ihren Ausstoss klimaschädlicher Treibhausgase drosseln.
«Jedes Land, jede Stadt, jede Firma, jede Finanzinstitution muss radikal, glaubwürdig und nachvollziehbar ihre Emissionen runterfahren und ihre Portfolios entsprechend bereinigen – und zwar ab jetzt», forderte Guterres. Anders sei das gemeinsame Ziel nicht zu erreichen, die Erderwärmung auf 1.5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.
Ich werde nicht aufgeben.
In einem Tweet erklärte der UNO-Generalsekretär zudem, dass der Kampf gegen die Klimakrise seine wichtigste Schlacht sei. «Es ist ein Kampf, den wir gewinnen können und müssen. Wir können nicht aufgeben. Ich werde nicht aufgeben.»
EU-Kommissar Frans Timmermans sagte, er sehe gute Chancen dafür, das seit Jahren unfertige Regelbuch für das Pariser Klimaabkommen von 2015 abzuschliessen. Mit Blick auf die Verhandlungen der etwa 200 beteiligten Staaten insgesamt sagte er, er sehe eine «positive Dynamik».
Der Grossteil des Regelbuchs für das Paris-Abkommen wurde schon 2018 auf der Klimakonferenz in Kattowitz festgezurrt. Es fehlen aber noch einige eher technische Einigungen. Dabei geht es unter anderem um die Transparenz und Überprüfbarkeit, wenn Staaten dem UNO-Klimasekretariat über ihre Fortschritte beim Klimaschutz berichten.
Nächste Weltklimakonferenz in Ägypten
Einen handfesten Beschluss hat die Weltklimakonferenz schon gefasst: Das nächste Treffen, die COP27, tagt in Ägypten. Die ägyptische Delegation dankte für das Vertrauen und erklärte, man sei «erfreut und geehrt». Die Konferenz tagt vom 6. bis zum 18. November 2022. Für das Jahr 2023 bewarben sich die Vereinigten Arabischen Emirate.