Er danke seiner Frau, Gott, und all jenen, die sein noch junges politisches Projekt unterstützt hätten, mit dem Ziel, Frieden herzustellen in Ecuador, sagte Daniel Noboa nach seinem Wahlsieg bei der Stichwahl in Ecuador. Der 35-Jährige ist der jüngste Präsident in der Geschichte des Landes und Erbe eines Bananen-Imperiums: Sein Vater ist Bananen-Tycoon Álvaro Noboa, der reichste Mann Ecuadors. Auch der wollte einst Präsident werden, blieb jedoch erfolglos. Der Sohn hat den Sprung ins Präsidialamt nun geschafft und will jetzt Ecuadors Beziehungen mit Russland verbessern – kein Zufall, denn nach Russland exportieren die Noboas den Grossteil ihrer Bananen.
Daniel Noboa hofft, die ecuadorianische Wirtschaft wieder anzukurbeln, verspricht Steuerbefreiungen und Anreize für Unternehmen, um mehr Jobs zu schaffen. Der Mitte-Rechts-Politiker setzte sich damit gegen die Anwältin Luisa González durch. Sie trat als Kandidatin des Correismo an, eine ecuadorianische Strömung des Sozialismus, die die Politik in Ecuador seit rund 15 Jahren prägt. Noboa hingegen steht für einen Generationenwechsel und für eine harte Linie in Sicherheitsfragen. Auch kommt Noboa aus Guayaquil – eine Hafenstadt an der Pazifikküste und eine Hochburg der aktuellen Drogengewalt im Land.
Gefängnis-Schiffe und stärkere Militärpräsenz
Der frisch gewählte Präsident schlägt zum Beispiel vor, die gewalttätigsten Kriminellen in schwimmenden Gefängnissen auf Schiffen vor der Pazifikküste Ecuadors unterzubringen und fordert eine ständige Militärpräsenz an Ecuadors Küste und an der Grenze zu Kolumbien – beide Regionen sind Umschlagplätze für Kokain in dem einst friedlichen südamerikanischen Land. Dringend durchgegriffen werden müsste auch in Ecuadors Gefängnissen. Sie gelten als hochgefährlich und von Drogenbanden kontrolliert. Immer wieder kommt es in den Gefängnissen zu blutigen Bandenkriegen mit vielen Toten.
«Die Sicherheitslage hat sich in Ecuador zuletzt dramatisch verschlechtert. Wir erleben derzeit eine beispiellose Welle der Gewalt», sagt Experte Sebastián Hurtado von Profitas, dem wichtigsten Beratungsunternehmen für politische Risiken in Ecuador. Hintergrund der Gewalt sind Verschiebungen auf dem Drogenmarkt und Drogenkartelle, die sich von Kolumbien her auf Ecuador ausbreiten. Ecuadors Mordrate erreichte letztes Jahr mit rund 26 Tötungsdelikten pro 100'000 Einwohner einen Höchstwert in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von Mexiko.
Ecuador ist attraktiv für die Narcos, die Drogenhändler. Denn das Land liegt am Pazifik und nah am Panamakanal. Von dort lassen sich Drogen bestens verschiffen nach Asien, Europa oder in die USA. Und noch dazu ist in Ecuador der US-Dollar die offizielle Landeswährung, und das macht es für die Kartelle einfach, ihr Drogengeld zu waschen und etwa kolumbianische Pesos gegen stabilere US-Dollars umzutauschen.
Grosser Zeitdruck und hohes Risiko für den jungen Präsidenten
«Gerade in Sachen Sicherheit muss die neue Regierung schnell Lösungen bieten und bald Gewinne vorweisen, um den Rückhalt in der Bevölkerung nicht zu verlieren», sagt Experte Hurtado weiter. Die Zeit drängt: Weil es sich – aufgrund des Rücktritts des bisherigen konservativen Präsidenten Guillermo Lasso – bei den Präsidentschaftswahlen um vorgezogene Wahlen handelte, bleiben Noboa nur eineinhalb Jahre bis zur nächsten regulären Wahl. Ob er es schafft, die Sicherheitslage im südamerikanischen Land in dieser kurzen Zeit wieder zu beruhigen, muss sich erst zeigen.