Einflussreiche Republikaner kritisieren Trump
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Bild 1 von 7. Unter grossem öffentlichen Interesse hat die Republikanerin und Milliardärin Meg Whitman die Seiten gewechselt. Seit Dienstag unterstützt sie offiziell Hillary Clinton. Die Chefin des IT-Konzerns Hewlett-Packard bezeichnete Donald Trump als «unehrlichen Demagogen», der aus Wut und Fremdenfeindlichkeit Kapital schlage. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 7. Bereits vor Meg Whitman hat der Abgeordnete Richard Hanna dem Präsidentschaftskandidaten die Gefolgschaft verwehrt. Auch für Hanna war der Fehltritt gegen die Familie Khan das entscheidende Ereignis. Er bezeichnete Trump darauf hin als nationale Peinlichkeit, die für das Präsidentenamt nicht geeignet sei. Hanna wird Hillary Clinton unterstützen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 7. Adam Kinzinger, Abgeordneter und Luftwaffenveteran, sagte bei CNN, dass Trump «zu viele rote Linien überschritten» habe. Er habe gehofft, am Ende des republikanischen Parteitages den Kandidaten unterstützen zu können, aber nach all seinen Äusserungen sei dies unmöglich. Er wird aber auch nicht Hillary Clinton unterstützen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 7. Der republikanische Senator und ehemalige Präsidentschaftskandidat John McCain hat Trump wiederholt öffentlich kritisiert. Zuletzt wegen des Skandals um die Veteranenfamilie Khan. Trump verweigerte ihm dafür die Unterstützung bei parteiinternen Kongress-Vorwahlen in der kommenden Woche. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 7. Ähnlich wie John McCain hat auch Paul Ryan die Pöbeleien von Donald Trump regelmässig kritisiert. Der Sprecher des Repräsentantenhauses und oberster Republikaner bekommt nun die Retourkutsche für seine halbherzige Unterstützung. Trump verwehrt auch ihm die Hilfe bei den kommenden parteiinternen Kongress-Vorwahlen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 6 von 7. Parteichef Reince Priebus zeigte sich «ausserordentlich empört» über Trumps Verhalten gegenüber Paul Ryan. Der Parteichef war die treibende Kraft hinter der Aufnahme Trumps in die republikanischen Reihen und fühlt sich nun ausgenutzt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 7. Selbst Newt Gingrich, beinahe Vizepräsidentschafts-Kandidat neben Trump, findet scharfe Worte gegen den Milliardär. Seine Äusserungen würden nichts Gutes für die Kampagne verheissen und er würde die Wähler in die Arme Hillary Clintons treiben. «Trump hilft ihr, die Wahl zu gewinnen, weil er noch inakzeptabler ist als sie», so Gingrich. Bildquelle: Reuters.
Die vergangenen Tage im Wahlkampf von Donald Trump haben es gezeigt: Die Strategie des verbalen Zweihänders funktioniert nicht mehr wirklich. Bei den Republikanern wächst der Frust, und immer mehr einflussreiche Parteimitglieder wenden sich von ihrem Kandidaten ab.
Meg Whitman, Republikanerin und grosszügige Wahlspenderin, unterstützt seit Dienstag offiziell die Demokratin Hillary Clinton. Der Republikaner Richard Hanna im US-Repräsentantenhaus tat am Montag schon dasselbe.
Weitere Republikaner überlegen sich – zumindest hinter vorgehaltener Hand – Trump ihre Gefolgschaft zu verwehren. Die Republikaner haben sich an ihrem Parteitag in Cleveland zwar demonstrativ hinter ihren Kandidaten Donald Trump gestellt. Doch die Einigkeit und Geschlossenheit der Partei ist lange nicht so gross, wie sie verkündet wurde.
Trumps viele Fragezeichen
Donald Trump hat ausserhalb seiner Fan-Zone immer schon für Fragezeichen gesorgt. Ist er wirklich ein Republikaner? Hat er das Format fürs Präsidentenamt? Und kann er die Hauptwahl überhaupt gewinnen? Irgendwie kommt das schon gut, versuchten sich viele Republikaner selber Mut zuzureden.
Doch statt diese Fragen nach dem Parteitag auszuräumen, auf unabhängige Wähler zuzugehen und von Hillary enttäuschte Demokraten abzuholen, bläst Trump jetzt zum Angriff auf die eigene Partei!
Privatfehden statt Partei-Interesse
Er werde Paul Ryan in seinem Vorwahlkampf nicht unterstützen, erklärte er. Ryan ist Chef des Repräsentantenhauses und einer der höchsten Republikaner im Land. Trump ist eine Privatfehde mit Ryan wichtiger als das Partei-Interesse. Auch andere Republikaner greift Trump an, etwa Senator John McCain, einen ehemaligen Präsidentschaftskandidaten.
Und Trump spaltet seine Partei mit einem Angriff auf die muslimischen Eltern eines toten US-Soldaten. Statt sich zu entschuldigen, verbeisst sich Trump und tritt mehrfach nach. In nur wenigen Tagen hat er es mit zahlreichen Veteranen verdorben, die ihn bis jetzt unterstützt haben. Und mit jenen Republikanern, für die das Militär heilig ist.
Alarm in der Parteizentrale
Vor allem aber reissen die Medienberichte gegen ihn nicht ab. Die New York Times breitet aus, dass sich Trump dem Vietnamkrieg mit fadenscheinigen Gründen entzogen hatte. Und zu einem Veteran, der seine «Purple-Heart»-Auszeichnung für Kriegsverletzungen an Trump schenkte, sagte er lachend: «Ich wollte schon immer eine solche Medaille und hätte nie gedacht, dass ich sie so einfach bekomme!»
Das alles löst Panik in der Parteizentrale der Republikaner aus. Laut Medien sollen die Telefone heiss laufen. Es finden offenbar sogar Gespräche statt, was zu tun wäre, sollte Trump nicht mehr für die Republikaner kandidieren.
Einen Abgang erzwingen kann die Partei nicht. Und Trump macht bis jetzt auch keine Anstalten, freiwillig zu gehen. Doch nur schon, dass über solche Notfallszenarien diskutiert wird, zeigt, wie gross die Krise ist.
Clinton profitiert
Die Demokraten freut’s. Denn mit dem Fokus auf Trumps verbale Eskapaden sind Clintons Probleme und Schwächen aus den Medien verschwunden.
Welche Auswirkungen diese neue Phase im Präsidentschaftswahlkampf auf das Wahlergebnis im Herbst hat, ist schwierig zu sagen. Einfacher wird es für Donald Trump aber bestimmt nicht. Für eine Wahl braucht es mehr als jene Anhänger, die Trump, wie er es selber einmal formulierte, selbst dann ihre Stimme geben, wenn er auf der Fifth Avenue in New York jemanden erschiessen würde.