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Migration in Deutschland Wie zwei deutsche Gemeinden die Integration Geflüchteter angehen

Das Thema Migration beherrscht den Wahlkampf in Deutschland. Bei den Politikern und der Bevölkerung bröckelt die Akzeptanz gegenüber Geflüchteten, gleichzeitig sind viele Kommunen mit den hohen Flüchtlingszahlen überlastet. Ein Blick nach Unterföhring und Pirmasens.

Unterföhring: Die kleine bayerische Gemeinde in der Nähe von München hat im Gegensatz zu anderen in diesem Bundesland weit mehr Geflüchtete aufgenommen, als sie nach dem Verteilschlüssel müsste. Trotzdem ist Unterföhring nicht überfordert. «Integration funktioniert gut bei uns», sagt Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer und fügt hinzu: «Aber Unterföhring kann und will sich ein soziales Engagement leisten, das auch die Geflüchteten einschliesst.»

Die Herzlichkeit, mit der wir die Geflüchteten aufgenommen haben, bekommen wir auch wieder zurück.
Autor: Andreas Kemmelmeyer Bürgermeister von Unterföhring

Während bundesweit die Akzeptanz gegenüber Geflüchteten bröckelt, macht sich der Bürgermeister keine Sorgen, dass die Stimmung unter seinen Einwohnerinnen und Einwohnern kippen könnte: «Sie sind sehr sozial eingestellt und nehmen die Geflüchteten herzlich auf. Diese Herzlichkeit bekommen wir auch wieder zurück», sagt er. 

Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer im Konferenzsaal des Rathauses in Unterföhring.
Legende: Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer ist sichtlich stolz auf die Integrationsarbeit, die seine Gemeinde leistet. SRF / Zoe Geissler

Allerdings sei es eine Gratwanderung, dass sich die Einheimischen nicht benachteiligt fühlten. 

Mit breitem Angebot gegen Frust  

Andreas Kemmelmeyer räumt ein, dass es in Unterföhring bei der sozialen Betreuung manchmal Engpässe gibt. Eine wichtige Stütze ist deshalb der Helferkreis Unterföhring. Dieser wurde vor rund zehn Jahren während der damaligen Flüchtlingskrise von der heutigen Vorsitzenden Dagmar Hoffmann mitgegründet. 

Älterer Mann spricht mit einer Gruppe von Kindern draussen.
Legende: Die 69-jährige Dagmar Hoffmann hilft seit 30 Jahren Geflüchteten in der Gemeinde. Mit dem Helferkreis bietet sie auch Ausflüge für geflüchtete Kinder an. ZVG / Helferkreis Unterföhring

«Damals lebten rund 350 Männer in einer provisorischen Traglufthalle, wo ich denk’, boah, das ist nicht schöner wohnen», beschreibt Hoffmann die damalige Situation. Sie und andere Ehrenamtliche boten deshalb Deutschkurse an, ein anderes Team machte mit den Geflüchteten Sport.«Diese Beschäftigung hat den Frust abgebaut», ist sich die 69-Jährige sicher, und ohne Frust gebe es weniger Kriminalität.

Migration und Wahlkampf in Deutschland

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Die jüngsten Gewalttaten in Magdeburg, Aschaffenburg und München haben den Wahlkampf in Deutschland geprägt. Nicht mehr die Wirtschaft, sondern die Migration steht im Mittelpunkt der Debatten der Parteien. Während die einen strengere Regeln und weniger Zuwanderung fordern, drängen die anderen auf eine bessere Integration.

Migrationsexperte und Sozialwissenschaftler Gerald Knaus hält eine gute Integration für wichtig. Doch solange die Zahl der gestellten Asylanträge so hoch bleibe wie zuletzt in Deutschland, sei es schwierig, die dafür nötigen Ressourcen zu mobilisieren, so Knaus: «Wenn man nicht kontrolliert, wie viele Menschen kommen, wird am Ende jedes System überfordert.» Das betreffe auch die Kommunen, auf die die Geflüchteten verteilt werden.

Heute engagieren sich rund 90 Personen ehrenamtlich im Helferkreis. Ein langjähriger Helfer sieht die hohe Zahl der Geflüchteten nicht nur positiv: «Den Zustrom müssen wir regeln. Sobald sie aber hier sind, dürfen wir sie nicht hängenlassen.» 

Hoffen auf Atempause in Pirmasens 

Auch Pirmasens will die Geflüchteten nicht im Stich lassen. Darum hat das Bundesland Rheinland-Pfalz für die strukturschwache Stadt eine Zuzugssperre erlassen. Heisst: Geflüchtete Menschen dürfen nur noch in Ausnahmefällen nach Pirmasens ziehen. «Wir haben so viele Geflüchtete aufgenommen, dass wir mit unserer Integrationsarbeit an die Grenzen geraten sind», begründet Oberbürgermeister Markus Zwick den Schritt.  

Mann im Anzug vor Kunstwerk und Pflanze.
Legende: Oberbürgermeister Markus Zwick hat schon zum zweiten Mal eine Zuzugssperre beantragt. Für ihn ist es eine wichtige Massnahme, dass die Integration weiterhin gelingen kann. SRF / Zoe Geissler

Gleichzeitig will er verhindern, dass die Stimmung unter den Einheimischen kippt.

Tatsächlich hat Pirmasens weit mehr Geflüchtete aufgenommen als die Stadt müsste, und macht das schon seit Jahren. «Die Folgen sind inzwischen in allen Bereichen spürbar», sagt Markus Zwick, «und auch diejenigen, die sich für die Flüchtlinge engagieren, sehen die Integration gefährdet». 

Eine Zuzugssperre kann helfen.
Autor: Christopher Reiser Leiter Soziale Arbeit Internationaler Bund

Zum Beispiel Christopher Reiser, der im Bereich Integration arbeitet. Er ist zuständig für die Soziale Arbeit beim Internationalen Bund, der Sprachkurse für Geflüchtete in Pirmasens anbietet. «Die Nachfrage nach Sprachkursen ist riesig. Wir können aber nur eine gewisse Anzahl an Kursen anbieten und darum kann eine Zuzugssperre helfen», findet er.  

Asylzahlen in Deutschland

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2024 haben weniger Menschen in Deutschland Asyl gesucht. Laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge stellten im vergangenen Jahr insgesamt 250'945 Menschen einen Erst- oder Folgeantrag. Das entspreche einem Rückgang von 28.7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2024 war das Jahr mit der siebthöchsten Zahl an Asylanträgen.

Während die deutsche Innenministerin Nancy Faeser von der SPD diesen Rückgang als Erfolg wertete, kritisierte die Union, dass die Zahlen immer noch zu hoch seien.  

Innerhalb der EU ist Deutschland Spitzenreiter bei den Asylanträgen, deutlich dahinter folgen Spanien, Frankreich und Italien.

Pirmasens erhofft sich also eine Atempause, damit die Systeme entlastet werden und die Integration auch in Zukunft funktioniert. 

Wahlen in Deutschland 2025

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Legende: KEYSTONE/DPA/Anna Ross

Deutschland hat einen neuen Bundestag gewählt. Anschliessend wird eine neue Regierung ernannt. Alle News und Hintergründe zu den Wahlen 2025 in Deutschland finden Sie hier.

Echo der Zeit, 11.2.2025, 18:00 Uhr

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