Unterföhring: Die kleine bayerische Gemeinde in der Nähe von München hat im Gegensatz zu anderen in diesem Bundesland weit mehr Geflüchtete aufgenommen, als sie nach dem Verteilschlüssel müsste. Trotzdem ist Unterföhring nicht überfordert. «Integration funktioniert gut bei uns», sagt Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer und fügt hinzu: «Aber Unterföhring kann und will sich ein soziales Engagement leisten, das auch die Geflüchteten einschliesst.»
Die Herzlichkeit, mit der wir die Geflüchteten aufgenommen haben, bekommen wir auch wieder zurück.
Während bundesweit die Akzeptanz gegenüber Geflüchteten bröckelt, macht sich der Bürgermeister keine Sorgen, dass die Stimmung unter seinen Einwohnerinnen und Einwohnern kippen könnte: «Sie sind sehr sozial eingestellt und nehmen die Geflüchteten herzlich auf. Diese Herzlichkeit bekommen wir auch wieder zurück», sagt er.
Allerdings sei es eine Gratwanderung, dass sich die Einheimischen nicht benachteiligt fühlten.
Mit breitem Angebot gegen Frust
Andreas Kemmelmeyer räumt ein, dass es in Unterföhring bei der sozialen Betreuung manchmal Engpässe gibt. Eine wichtige Stütze ist deshalb der Helferkreis Unterföhring. Dieser wurde vor rund zehn Jahren während der damaligen Flüchtlingskrise von der heutigen Vorsitzenden Dagmar Hoffmann mitgegründet.
«Damals lebten rund 350 Männer in einer provisorischen Traglufthalle, wo ich denk’, boah, das ist nicht schöner wohnen», beschreibt Hoffmann die damalige Situation. Sie und andere Ehrenamtliche boten deshalb Deutschkurse an, ein anderes Team machte mit den Geflüchteten Sport.«Diese Beschäftigung hat den Frust abgebaut», ist sich die 69-Jährige sicher, und ohne Frust gebe es weniger Kriminalität.
Heute engagieren sich rund 90 Personen ehrenamtlich im Helferkreis. Ein langjähriger Helfer sieht die hohe Zahl der Geflüchteten nicht nur positiv: «Den Zustrom müssen wir regeln. Sobald sie aber hier sind, dürfen wir sie nicht hängenlassen.»
Hoffen auf Atempause in Pirmasens
Auch Pirmasens will die Geflüchteten nicht im Stich lassen. Darum hat das Bundesland Rheinland-Pfalz für die strukturschwache Stadt eine Zuzugssperre erlassen. Heisst: Geflüchtete Menschen dürfen nur noch in Ausnahmefällen nach Pirmasens ziehen. «Wir haben so viele Geflüchtete aufgenommen, dass wir mit unserer Integrationsarbeit an die Grenzen geraten sind», begründet Oberbürgermeister Markus Zwick den Schritt.
Gleichzeitig will er verhindern, dass die Stimmung unter den Einheimischen kippt.
Tatsächlich hat Pirmasens weit mehr Geflüchtete aufgenommen als die Stadt müsste, und macht das schon seit Jahren. «Die Folgen sind inzwischen in allen Bereichen spürbar», sagt Markus Zwick, «und auch diejenigen, die sich für die Flüchtlinge engagieren, sehen die Integration gefährdet».
Eine Zuzugssperre kann helfen.
Zum Beispiel Christopher Reiser, der im Bereich Integration arbeitet. Er ist zuständig für die Soziale Arbeit beim Internationalen Bund, der Sprachkurse für Geflüchtete in Pirmasens anbietet. «Die Nachfrage nach Sprachkursen ist riesig. Wir können aber nur eine gewisse Anzahl an Kursen anbieten und darum kann eine Zuzugssperre helfen», findet er.
Pirmasens erhofft sich also eine Atempause, damit die Systeme entlastet werden und die Integration auch in Zukunft funktioniert.